CARNE – Ville Morgue

Gähnen im Moor: Brei, Schlamm, Geräusche, Verzerrung und etwas Langeweile fallen mir aus dem Album entgegen. Das Duo aus Lyon zeigt sich weder erfinderisch noch sicher in seinem ersten Longplayer. Erkennbar sind CARNE aber doch, auch wenn eine einfältige Delaygitarre zu einem Trommelwirbelstimmungsmacherintro wippt.
Sie sind konsequent unkonfus im geraden, ab und an geduldeten Schlagzeugspiel, konsequent ungefährlich in ihrem Ideenreich und ihrer Soundmontur. Das anfänglich nach bösem Bass Klingende geht in dem Rest verloren. Konsequent zeigen sich CARNE außerdem darin, mir den Gedanken aufzudrängen, ein paar BPM schneller oder langsamer zu zocken.
Zu Beginn denke ich noch an eine Soundannäherung an CONVERGE, die aber schon nach kurzer Zeit durchgedreht wären und den Hardcoreweg hinter sich gelassen hätten. Ein Verzerrer schafft den Punch und auch das Dröhnige von DOWN. Eine Stadtgefährtin, die sich auch bei OVERMARS fand, stimmt bei „Slave / Her” mit ein.
Immer wieder schlägt sich das Wort Langeweile in meinem Kopf nieder, denn sie sind weder verspielt, verspult noch Brechstange. Die beiden sind vielleicht gewöhnlich. Das Mixing breitet ebenso seine Belanglosigkeit aus und ist betont riffig. Überzerrte Gitarren lassen wenig Eigenheit an Klang und Klangvolumen, verklingen im Flachen. Dicke schlägt in versuchte Breite um, verdünnt, was zum Beispiel ÖROKU in ihrer Rauheit, Brachialität des Sounds durchsetzen, um den Schlamm und das Geräuschige abzuschütteln und Tiefe zu schaffen.
Drei Elegien unterbrechen, verbinden und beschreiben das Gesamtwerk. Vielleicht sind es Etüden zur Stimmungsgestaltung, klagen höre ich sie aber nicht.
In „Fear trade” variiert der Gesang und erhält somit eine eigene Note. In Nummer sieben haben sie die sich um den Vordergrund drängelnde Schiefe erarbeitet und es mit Sprechen und Metalkicks in Sechzehnteln bestückt, das ich auch etwas gelangweilt entgegen nehme. In „Chien noir” ist der Sound anders, etwas flacher. Er rutscht ab und ungenaues Spielen dünkt sich. Hier denke ich, die Band unter anderen am Gesang aber wiedererkennen zu können, was für mich das eine eigentliche Kompliment an das Duett ist.
Ich finde, dass die Songs sich nicht entwickeln und immer auf ähnlichem Level mit wenig Dynamik herummooren. Ihre Beats schlagen oft im gleichen Takt. Die blastige und einzige Variante im Titeltrack sagt mir jedoch erfrischend zu. Hier wird gephased und die einzige Dramatik wird aufgebaut, bis alles selbst in sich untergeht. Schade, es war gut gedacht und gemacht, wurde aber nur als Ausarten des Endes von Lied und Album verbraucht.