Peinlich ist das neue und dritte Album der New Yorker Combo CAPILLARY ACTION um Jonathan Pfeffer ganz und gar nicht. Etwas seltsam finde ich aber die Selbstbeschreibung ihrer Musik auf MySpace mit Begriffen wie „tropisch“ und „Live-Elektronik“. Besser passt in dem Fall „melodramatischer Pop“, was vor allem auf die meisten der Gesangseinlagen zutrifft, welche mich ein wenig an die großartige Theatralik von Mike Pattons Sangeskünste erinnern. Pfeffers Gesang, der auch mal rüde schreiend sein kann, hält die elf „Songs“ zusammen. Denn ohne diesen könnte man eigentlich nicht wirklich von Liedern sprechen. Diese scheinen eher in Improvisation wie im Free-Jazz entstanden zu sein und zeichnen sich durch häufig wechselnde Parts aus. So wechseln sich schnelle, harte und langsame, melodische Teile regelmäßig ab. Hier und da schließt sich ein virtuoses Solo an, oder es wird gleich volles Brett gegangen. Beeindruckend ist das vielfältige instrumentelle Ensemble, was dem Ganzen zum Teil etwas Orchestrales verleiht. Hierfür zeigen sich neben den vier festen Bandmitgliedern neun(!) Gastmusiker verantwortlich. Während die Instrumentierung der Kernband einer klassischen Rockcombo mit Kontrabass entspricht, sorgen die Übrigen mit Geigen, Bläsern und viele andere mehr für klassische und manchmal tatsächlich auch exotische Anteile.
Toll finde ich das Nebeneinander und Hintereinander von so unterschiedlichen Instrumenten, dass im Anschluss einer Geige eine E-Gitarre nicht fremd wirkt, Schranz und der melodische Gesang eine gelungene Ergänzung eingehen. Insgesamt ein wirklich sehr gelungenes und interessantes Album. Möglicherweise auch für jene, die JOHN ZORN eine Spur zu abgedreht finden. Die beiden Vorgängeralben „Cannibal impulses“ und „Fragments“ wurden in Europa leider nicht vertrieben.