Die 1999 gegründete Trash Percussion-Formation ist eine Ausnahmeerscheinung im Live-Bereich. Aufgrund ihrer erst vor kurzem veröffentlichten Live-DVD taten sich bei mir ein paar Fragen auf. Diese Fragen wollte ich eigentlich schon auf dem Fusion-Festival stellen, aber es gab da einige organisatorische Probleme. Also habe ich die ganze Sache mal per E-Mail versucht.
[F]Wie viele Leute sind insgesamt bei eurem Live- Spektakel beteiligt?
[A]Wir sind in der Regel zu viert unterwegs. Zwei Trashtrommler, ein „Musiker“, der für die Melodien und Loops in unserer Show zuständig ist, und ein bandeigener Tontechniker, der das nicht ganz einfache Mikrofonsalat-Buffet bedient und dazu seine eigenen Soßen mischt.
[F]Sind alle Instrumente, die ihr auf der Bühne benutzt, selbst gebaut, oder werdet ihr in irgendeiner Form von Leuten unterstützt?
[A]Wir haben unsere Instrumente größtenteils selbst gebaut, außer natürlich Drumset, Laptop und Keyboards. Wozu man aber sagen muss, dass die Sounds mit einem sehr aufwändigen Programm (Reaktor) wiederum selbst programmiert und entworfen sind.
Die Trash Machine und die Röhren sind unser eigenes Konstrukt. Beim Bau des Grundgerüsts hat uns ein Schweißerteam aus St. Gallen unterstützt, ansonsten ist es von uns mit Kabelbindern und Schrott verziert und behängt.
[F]Was inspiriert euch beim Bau der Instrumente? Und habt ihr schon Pläne für neue Instrumente?
[A]Wir lassen uns meist auf Altmetall-Sammlungen oder Sammelstellen von neuem Schrott inspirieren. Zufallsentdeckungen, die wir uns dann zu nutzen machen und manchmal noch etwas „aufpimpen“. Die Trash Machine ist wie gesagt noch fast neu, wird uns in dieser Form also noch eine Weile begleiten. Wir arbeiten aber laufend an kleinen Gadgets die ins Gerüst oder irgendwie zweckentfremdet auf die Bühne kommen. Es ist ein schöner Teil unseres Projekts, dass wir Dank des Schrotts immer praktisch gratis neue „Instrumente“ ausprobieren und brauchen können und sie auch einfach wieder dahin zurück bringen können, wenns uns nicht gefällt.
[F]Habt ihr eine musikalische Ausbildung z.B. klassisches Schlagzeug, oder ist das alles autodidaktisch?
[A]Wir zwei Drummer sind Beinahe-Autodidakten mit Unterstützung verschiedener Schlagzeuglehrer, bei denen wir Stunden genommen haben. Urs, unser Keyboarder, hat die Jazzschule St. Gallen abgeschlossen, wobei er sich die elektronische Freak Show, die er bietet, wohl auch autodidaktisch erarbeitet hat. Das geht ja auch kaum anders, da auf diesem Gebiet kaum Ausbildungsmöglichkeiten bestehen.
[F]Eine Frage zum Publikum – sind die Gäste hauptsächlich Fans elektronischer Musik, oder kommen auch viele nur wegen der Bühnenshow?
[A]Wir hatten früher eine Bühnenshow, die noch viel mehr als heute auf Show und Percussion beruhte. Damals war die Show für jedermann und wir hatten Auftritte an Anlässen jeglicher Natur. Unterdessen hat sich unser Programm stark in die elektronische Ecke weiterentwickelt, wobei aber die Faszination, die das Publikum erreicht, immer noch die Gleiche zu sein scheint. Die Leute sind fasziniert von der Power und der Performance, die unsere Show transportiert und Elektronik-Freaks freuen sich zusätzlich über die Musik. Leute, die normalerweise nichts mit dieser Musikrichtung anfangen können, bemerken dies aber oft kaum und sind insgesamt fasziniert. Viele wären wahrscheinlich überrascht, wenn man ihnen sagen würde: „Hey, das war eine richtige Drum ´n Bass-Nummer, die du dir gerade angehört hast.“
[F]Wenn ihr an eure Traum-Location denkt, wo würde euer nächster Auftritt stattfinden?
[A]Im randvollen Wembley-Stadion. Die Bühne wäre ein 15 Meter hohes, aufwändiges Gebilde aus alten Autos, Baukränen, Wellblech-Dächern und riesigen Schrottteilen. Die Show wäre unterstützt von einer imposanten Lichtshow, welche etwa die Power eines amtlichen Schweizer Stausees braucht. Die Tonanlage in etwa die eines tiefergelegten Fiat Puntos, aber adaptiert aufs Wembley Stadion. Das Publikum geht ab wie die vordersten 20 Reihen in der Love Parade, und im Backstage würde gerade ein Casting für die neue Miss Playboy stattfinden. Ihr seht, wir sind in unseren Vorstellungen ganz bescheiden und realistisch.
[F]Könntet ihr euch vorstellen, mit Gastmusikern aufzutreten? Wen hättet ihr am liebsten neben euch auf der Bühne?
[A]Ja, doch. Wir haben auch schon mit einem Posaunisten oder einem Saxophonisten an einigen Konzerten zusammengearbeitet, was beides ganz gut gekommen ist und auch in Zukunft nicht auszuschließen ist. Traumpartner wären vielleicht PRODIGY, die Chemical Gebrüder, oder wer weiß… vielleicht auch PRINCE?
[F]Die Szene der elektronischen Musik sieht sich immer wieder mit dem Vorurteil des Drogenkonsums konfrontiert, berechtigterweise? Wie steht ihr dazu?
[A]In der elektronischen Musikwelt wird der Drogenkonsum kaum verheimlicht, vielleicht im Gegensatz zu anderen Szenen. Wer nachts um vier mit einer Sonnenbrille auf dem Dancefloor steht, wird kaum ein Problem mit der nächtlichen UV-Strahlung der Sonne haben… Da geht’s eher um die Zelebrierung des Elektronik-Drogen-Kults. Obwohl dieses Vorurteil natürlich ein Stück weit stimmt, ist es schade, dass die elektronische Musik immer wieder in den direkten Zusammenhang mit Drogen gebracht wird. So entsteht der Eindruck, dass das eine ohne das andere nicht funktioniert, dabei hat der Vibe dieser Musik durchaus auch nüchtern einiges zu bieten. Wir distanzieren uns klar von harten Drogen. Anders wäre unsere Show schon rein fitnesstechnisch nicht möglich.
[F]Wieviel Einfluss konntet ihr als Künstler auf die Entstehung der Live-DVD nehmen? Wart ihr beispielsweise beim Schnitt dabei? Und wie zufrieden seid ihr mit dem Endprodukt?
[A]Die DVD ist spitze geworden. Wir sind froh, endlich ein multimediales Produkt anbieten zu können. Bis dahin hatten wir nur CDs produziert, wobei halt einfach der so wichtige optische Teil unserer Performance überhaupt nicht zur Geltung kam. Die DVD ist ein Mitschnitt unseres aktuellen Liveprogramms plus einiges an Bonusmaterial. Insofern hatten wir großen Einfluss, wie die DVD wird. Beim Schnitt waren wir oft dabei, wobei wir solche Sachen aber auch gerne Leuten überlassen, die das besser können. Die künstlerische Leitung hatte die Band. Wir wurden von einem tollen Team unterstützt.
[F]Und da wir schon bei Schnitt und DVD sind: wie sehr achtet ihr auf Filmmusiken, oder könnt ihr euer Musikerdasein beim Kinogang zu Hause lassen? Welche Filme haben euch – auch musikalisch – am besten gefallen?
[A]Kay: Ich achte in Filmen kaum auf Musik, da sie für mich in diesem Kontext den Mood des Films unterstützt und, im positiven Sinne gemeint, gar nicht auffallen sollte. Wenn, wie bei „Pulp Fiction“, ein Hype um die Musik gemacht wird, ist das eher was Besonderes. Einer meiner Evergreens in allen Belangen ist „Lost in Translation“ mit Scarlett Johansson (nicht nur wegen ihr :-))
Chris: Ich kann mein Musikerdasein bei einem Kinogang zu Hause lassen, aber stehe schon auf Filme, welche mit guter und passender Musik untermalt sind. Im speziellen bei packenden Filmen, wie z.B. Thriller und Horror, ist die entsprechende „Spannungsmusik“ unerlässlich. Favoriten: „Ronin“, „Herr der Ringe“.
[F]Und wie sieht es aus mit anderen Bands? Hört ihr privat auch eher elektronische Musik, oder darf´s auch mal Punk sein?
[A]Kay: Absolut. Ich bin recht offen und hör mir ganz viel verschiedene Musik an. Ich denke, das ist auch wichtig, um nicht auf einer Schiene völlig abzudriften. Ich spiele auch neben BUBBLE BEATZ noch in einer Funkband als konventioneller Schlagzeuger.
Chris: Wie Kay bin auch ich sehr offen in Bezug auf verschiedene Musikstile. Ich spiele auch noch konventionelles Schlagzeug in zwei Bands (von Ambient Jazz bis Drum´n´-bass).
[F]Gibt es noch etwas, das ihr unseren Lesern mitteilen möchtet?
[A]Schaut euch unsere DVD an, kommt auf unsere Konzerte! We need all your support!