BOHO DANCER – Gemini

Fast mystisch, wie eine Beschwörung, beginnt „Gemini“ von BOHO DANCER aus Dänemark und zieht den Hörer hypnotisch in seinen Bann. Als stünde ein ganzer Folkchor auf der Bühne und würde von einem Orchester unterstützt. Dabei sind hier maximal fünf Menschen am Werk, und die können dann auf einmal die Sonne aufgehen lassen, wenn sie bei „Fictional reasons“ plötzlich die Hand-Claps auspacken und Bass sowie Drums sich die Hände reichen und gemeinsam feiern. Dazu die betörende Stimme von Ida Wenøe, die sich mal in poppige Höhen schwingt und mal in emotionalste Tiefen stürzt und selbiges auch mit den Gefühlen des Rezipienten veranstaltet. Da sind NINA SIMONE und PATTI SMITH schon zu Recht als Referenzen angeführt. BOHO DANCER verlieren kaum an hypnotischer Wirkung, nutzen und zeigen ihre ganze Varianz, die sich nicht einfach als Folk beschreiben lässt, sondern so viele verschiedene Fächer besitzt, dass man kaum weiß, welches man als nächstes öffnen möchte. Glücklicherweise wird uns diese Entscheidung ja von der Band abgenommen, die uns beispielsweise mit „Caldera“ mal auf dem Schoß von NICK DRAKE sitzen und mal mit JIMI HENDRIX jammen lässt. Gut, das ist natürlich nur eine ungefähre Annäherung. Bevor man hier deutlichere, bessere Vergleiche findet, muss man schon am nächsten herum überlegen, ob das nun eher AUDRA MAE, KATE BUSH oder doch schon CLANNAD ist. Eigentlich ist´s egal, denn schließlich sind es ja BOHO DANCER, die mit „Waiting on a summer“ dann ihren vorläufigen Höhepunkt erreichen (in dem Frau Wenøe sich sogar ihrer Haut entledigen möchte) und uns fragend schauend aber glücklich zurück lassen. Wie ein Zwilling halt, alles hat zwei Seiten.

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.