Was hab’ ich gekämpft, diese CD besprechen zu dürfen! Mit Händen und Füßen, mit Kratzen und Haare ziehen hab’ ich gekämpft, meine Seele an diverse Dämonen und ähnliches verkauft (schlauerweise hab’ ich meine Seele schon lange im Homer Simpson Style an die Dame meines Herzens verschenkt!) und mehrfach meine Arbeitskraft auf Lebenszeit verscherbelt. Alles nur, um meine Hände auf das dritte Album der Iren von BLOOD OR WHISKEY legen zu dürfen. Deren ersten beiden Scheiben „s/t“ und „No time to explain“ waren (und sind) nämlich all das, was ich von einer irischen Folk/ Punkband erwarte: diese traditionellen und so vertraut klingenden Melodien aus Irland mit einer kräftigen Portion Rotz, Blut und Schweiß vorgetragen, mit engagierten, aber auch klischeereichen Texten und neben Gitarre, Bass und Schlagzeug erfreuen Banjo, Bouzouki und die klassische Tin Whistle das Ohr. Gar nicht mal so unähnlich der ROWING BOTTLES, falls die noch irgend jemand kennt. Für alle anderen seinen die üblichen Verdächtigen genannt: POGUES mit mehr Punk-Anteilen, REAL MCKENZIES ohne Dudelsack und dafür mehr Folk-Einflüsse oder auch die DROPKICK MURPHIES in ihren (Iren?!) folkigeren Momenten. Es sei aber noch erwähnt, dass BLOOD OR WHISKEY schon seit ’94 dabei sind und damit all diesen Vergleichbands (mit Ausnahme der POGUES, ich weiß!) weit voraus ist. Lange Rede, kurzer Sinn: nach all der Vorfreude und dem Kämpfen bin ich enttäuscht! Ganz schön poppig sind sie geworden. Klar gibt es noch den ein oder anderen Hit („Poxy pub“), aber es sind auch einige Ausfälle dabei („Glory o’“). Bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass nur noch zwei von sechs Mistreitern aus den Aufnahmen der ersten beiden Platten dabei sind – vielleicht liegt es daran. Oder liegt es am Wechsel zu Punkcore Records? Auf jeden Fall wimmelt der Promozettel von Infos, wie groß die Konzerte mit den MURPHYS waren, wie viel Promo-CDs verschickt wurden und welche Musikkanäle das aktuelle Video zeigen – Altersvorsorge oder watt? Warum auch nicht, aber musste man sich dafür ein so … sagen wir mal seltsames Label wie Punkcore aussuchen? Gibt es denn nicht genug andere Labels, die nicht so sehr für Punk als reiner Modestil ohne Inhalt stehen? Und die vor allem nicht eine so fragwürdige Veröffentlichungspolitik (zumindest in der Vergangenheit) haben?
Insgesamt schon eine gute CD, aber im Vergleich zu den Vorgängern fällt sie doch deutlich ab – und dann das Label …