BLINDSIDE – The great depression

BLINDSIDE die Fünfte! Das ging ja fix! Nachdem das letzte reguläre Studioalbum „About a burning fire“ erst 2004 erschien und man kurz darauf vom Major Warner gekicked wurde, erscheint nun ein Jahr später bereits das neue Album „The great depression“ auf DRT Records. Der BLINDSIDE-Sänger schien von seinem Afrika-Aufenthalt so beeindruckt und voller Impressionen, dass es sofort mit dem Schreiben für’s neue Album losging.
Nachdem die Band 2002 mit dem grandiosen Alternative Rock-Album „Silence“ bei einem Major landen und einen gewissen internationalen Erfolg verbuchen konnte, dachten viele Fans der ersten Stunde, dass es nun vorbei sei mit den krachigen, unkommerziellen Sounds der ersten zwei Alben. Nun, über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten und mir persönlich gefallen „Silence“ und sein Nachfolger „About a burning fire“ weitaus besser als die ersten beiden Geschosse der IKEA-Rocker. Nachdem ja Howard Benson (u.a. PAPA ROACH, MOTÖRHEAD, SEPULTURA)
die letzten beiden Alben produziert hat, musste ein neuer Mann hinter das Mischpult, um den aktualisierten Sound auf Silikon zu bannen!
Fakt ist, dass sich mit Produzent Lasse Marten, der sich auch schon für das Debüt vor über zehn Jahren verantwortlich zeigte, ein Kreis geschlossen hat. Das bedeutet für den BLINDSIDE Sound 2005: weg von den eingängigen Melodien, den hymnenhaften Chorus Lines, sprich: weg vom Alternative Rock und hin zu einem brodelnden Cocktail aus Hardrock, Emocore, Noise Rock und Hardcore.
Als ich zum ersten Mal die „große Depression“ hörte, dachte ich nur: „Oh nein … was ist jetzt passiert? Wo sind die tollen Melodien und all das andere, was ich an BLINDSIDE so mochte?“ Nachdem das Album jetzt einige Umdrehungen im heimischen CD-Player hinter sich hat, muss ich zugestehen, dass mir das alles gar nicht so fehlt. Das Album ist unglaublich vielschichtig und bietet eine Fülle an unterschiedlichen Sounds, schrägen Gitarren und einen sehr variablen Gesang. Gerade Sänger Christian Lindskog scheint den größten Schritt nach vorne gemacht zu haben. Keine Gesangsart scheint ihm fremd, egal ob langsamer Sprechgesang, melodische Parts, Hardcore-Geschrei, alles klingt wie aus einem Guss!
„The great depression“ ist ein Album, das definitiv mehrere Durchläufe braucht, um sich in euren Gehörgängen festzusetzen; dann allerdings hat man es verdammt schwer, es wieder aus dem Ohr zu bekommen. Langweilig wird es dabei nie, die Songs laufen nicht nach Schema F, sondern es tauchen immer wieder unerwartete Sounds auf, oder es wechselt die Melodie, schräge Gitarren folgen auf einen harmonischen Part usw. Hört euch nur mal meinen derzeitigen Favoriten „my alibi“ an – einen eher ruhigen, mit Sprachgesang unterlegten Slow Rocker mit gelegentlichen Techno-Beats!
Oder das heftige „this is a heart attack“ – coole Stakkato-Gitarrenriffs treffen auf Hardcore-Shouts und ein REFUSED-Rhythmusgerüst, einfach unglaublich und vor allem unerwartet.
Weitere Anspieltipps sind u. a. der Hardrocker „ask me now“ oder die erste Single „fell in love with the game“, von der man auch das zugehörige Video auf der Homepage der Schweden bestaunen kann. Macht für mich in Summe die bisherige Überraschung der letzten Monate.
Allen BLINDSIDE-Fans sei gesagt: hört euch dieses Album richtig an, keine vorschnellen Entscheidungen, ihr werdet es nicht bereuen!
Empfehlenswert für alle aufgeschlossenen Rocker und Metal-Fans ohne Scheuklappen.
Gerade eben erschienen ist auch die DVD der Jungs, namens „10 years running blind“ mit etlichem Live-Material, einer Dokumentation und vielem mehr. In diesem Sinne: kaufen kaufen kaufen!