BLACKEYED BLONDE – Bitches

Kneif mich mal einer – ist das tatsächlich ein neues BLACKEYED BLONDE-Album, das hier vor mir liegt?! Hätte nie und nimmer damit gerechnet, noch einmal etwas von den Saarländern zu hören. Wir erinnern uns: Die nach einem RED HOT CHILI PEPPERS-Song benannte Band mischte in den 90er Jahren munter in der damals boomenden Crossover-Szene mit und ihr Song „Boomerang“ gehörte zu der Zeit zur Grundausstattung eines jeden gutsortierten Alternative-DJ-Koffers. Darüber hinaus waren BLACKEYED BLONDE auch immer wieder für die eine oder andere Provokation gut, die sich zumeist in Form von expliziter Lyrik und anstößigen Plattencovern artikulierte. Nach über 15 Jahren Funkstille erscheint die Band nun mit neuem Album zurück auf der Bildfläche und legt offenbar immer noch keinen Wert auf höfliche Umgangsformen, wie bereits der Titel „Bitches“ verrät. Wie jedoch bereits beim Lesen der Tracklist auffällt, bedient sich die Band im Gegensatz zu früher inzwischen ausschließlich deutscher Texte, ohne dabei ihre früheren Austeiler-Qualitäten eingebüßt zu haben. Ganz im Gegenteil: Lieder wie „Tanz du Sau“ oder „Du bist“ wirken noch derber und direkter als das Material aus den Neunzigern, was mitunter daran liegt, dass BLACKEYED BLONDE inzwischen auf die Funk-Einflüsse in ihrer Musik verzichten und sich stilistisch verstärkt an Nu Metal und „Neuer Deutscher Härte“ orientieren, wenngleich die obligatorischen HipHop-Elemente in Form von Sprechgesang und Scratch-Einlagen erhalten geblieben sind. Dass das Ergebnis nach heutigen Maßstäben trotzdem ein bisschen altbacken klingt, liegt in der Natur der Sache, dürfte die alten Fans der Band jedoch kaum stören.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.