BLACK CAB – Jesus east

Da hat das kleine, feine Stickman Records-Label ja wieder etwas Interessantes ausgebuddelt. Wie nicht anders zu erwarten, handelt es sich bei “Jesus east” nicht um Mainstream. Vielmehr stehen BLACK CAB mit ihrem Zweitling hüfthoch in den Siebzigern. Das eine Bein dabei im fernöstlich klanggeschwängerten Hippietum, das andere im Kraut- und Spacerock. Klingt krude? Das Gesirre einer Sitar über einem fetten Bass führt den Hörer hinein in “Hearts on fire”, einem straight rockendem Psychedelic-Rocker. Man stelle sich die elektronischen Sounds von HAWKWIND über dem straighten Beat der frühen ULTRAVOX (“I can’t stay long”) und dem Sound und der Stimmung von BOWIES “Heroes” vor und ist ziemlich nahe dran. Ganz, ganz groß! Auch im folgenden Titelsong eröffnet das Duo von Down Under mit der Sitar, geht aber eine ganze Spur gebremster, jedoch nicht weniger atmosphärisch zu Werke. Bis hierher meint sich der Hörer in einem recht konventionellen Rockalbum zu befinden. Doch BLACK CAB drehen das Tempo mit “Another sun” radikal runter. Tablas, Sitar, Loops und Electronics bauen völlig verschwurbelte Soundscapes, die erst nach über zwei Minuten in einen montonen Beat mit George-Harrisson-Slide-Guitar aufgehen. Auch hier fällt der sehr in den Background gemsichte, stark verhallte Gesang auf. Bevor man jetzt Gefahr läuft, im Wabern der Lavalampe einzuschlafen, weckt “Underground star” mit frischen Beats und flirrenden Synthies, mit Handclaps und dem Zaunpfahl, denn hier verbeugt man sich tief, tief, tief vor den deutschen Krautrockern NEU. Leider gönnen BLACK CAB dem Hörer mit “13 days” gleich wieder eine indische Meditationspause. Die verzerrten Drums und der sirenengleiche Frauengesang kommen zu spät, und folgerichtig endet der Song mit einem Glockenspiel, das sich auch gut als Einschlafhilfe über dem Kinderbett meiner Tochter gemacht hätte. Erneute 180 Grad-Kehrtwendung, hin zum schroffen Rock. “Surrender” bringt uns die schmerzlich vermissten BRMC der ersten beiden Alben in Erinnerung. Großartig! Aber schon wieder entführen uns BLACK CAB in die Dunstschwaden Goas, diesmal ohne jeden Beat. “Randy sez” hätten sie sich nun endgültig sparen können. Vielleicht dachten sich die Jungs aber auch, dass man beim Hören dieses Albums unter dem Einfluss von Halluzinogenen Pausen braucht und nicht zwei BRMC-Brocken hintereinander verträgt. “Simple plan” ist jedenfalls ein herrlich verschwurbeltes Teil mit rückwärts eingespielten Gitarren über der akustischen. Erinnert sich noch jemand an ELECTRAFIXION, eine kurzzeitige Folgeband der legendären ECHO & THE BUNNYMEN? Nicht? Auch gut, denn mittlerweile läuft bereits “Valiant” .In gut sieben Minuten erzählt hier Sam Cutler, seines Zeichens Tourmanager der ROLLING STONES und GREATFUL DEAD, Zeuge der Messerstecherei auf dem Altamont Speedway und der großen Zeit der Hippies, zu einem schleppenden, stimmungsvollen Groove mit fast wüstenrockendem Finale, wie es damals war in dieser heute so mystifizierten Ära. Dabei wird ein Vibe erzeugt, der schwer unter die Haut geht. Ganz groß! Das abschließende “The path” ist wieder nur ein endloses Gesirre mit einem Cutlerschen Satzsample. Wären da nicht diese, den Fluss des Albums immer wieder bremsenden o.g. Spielereien, “Jesus east” hätte das Zeug zum Klassiker. An sich drücken diese “Songs” den Schnitt auf 7 Punkte, doch der Rest ist wirklich so gelungen, dass der gutgelaunte Kritiker großzügig ein Auge zudrückt.