BIESTIG – Nebenan

Sicherlich liegt es am Generationsunterschied, aber „Nebenan“ ruft bei mir pure Nostalgie hervor. Zehn Songs in 20 Minuten, einfach mal so eben ohne jeden Schnörkel und Ballast auf Tonträger geschmissen, einfache Texte mit eindeutiger Aussage und am Punkrock der allerersten Stunde angelehntes Songwriting, das Erinnerungen an die Frühphase der NDW hervorruft (anyone remember NICHTS?). Ein bisschen ganz frühe NENA klingt gelegentlich auch mal durch. Doch immerhin findet sich bei BIESTIGs Debüt keine Spur von DSDStigkeit, Formatradiotrimmung oder Zielgruppenstyling. BIESTIG sind die Zwillingsschwestern Anne und Jule Kuner. Beide singen, und sie brauchen nur Gitarre und Schlagzeug. Das hört man einerseits, andererseits tut es der Authentizität keinen Abbruch. Entscheidend für die Gesamtbetrachtung ist jedoch das Alter der beiden Riotgirls. Wer mit 16 so etwas auf die Beine stellt, dem gebührt Respekt! Damit ist auch die Zielgruppe eingegrenzt und klar definiert. BIESTIG ist Teenagerpunkpop von 16jährigen für Teenager im Alter von 14 – 18. Thematisch kreist frau im Mikrokosmos pubertärender Mädchen: Freund, Exfreund, Freundschaft an sich, Selbstfindung, Schulalltag und die Ratlosigkeit, was die eigene Zukunft betrifft. Die Texte bleiben sehr einfach, aber erfrischend direkt und unaufgesetzt. Mit Aussagen wie in „Leck mich“, „Falsch“, „Ich hör dir zu“ und „Selbstvertraun“ kann sich sicherlich jeder Teenager identifizieren, und deren Eltern haben die Gelegenheit, mal am Zipfel der Decke, die über den Befindlichkeiten ihre Kinder liegt, zu zupfen. Und damit erübrigt sich auch jede Diskussion über Qualität und Anspruch und ob es nicht tausende von anderen Bands gibt, die einen Labelvertrag mindestens genau so verdient hätten wie BIESTIG. Und so kann man den beiden Kuner-Girls nur beide Daumen drücken, auf dass sie möglichst viele Ohren ihrer Generation erreichen. Es wird nämlich Zeit, dass sich aus der Jugend selbst heraus eine Antikultur gegen all diesen Superstar- und Formatradiodreck erhebt.