Das Klubsen ist ein cooler Club, eigentlich auch in einer coolen Umgebung, weil ich gleich um die Ecke arbeite und Hammerbrook tagsüber ein schräges, aber lebendiges Business-Viertel ist, nachts jedoch eher einem abgelegenen Secret Spot gleicht. Vielleicht auch wegen der Lage, füllte sich der Laden an diesem Abend zaghaft aber beständig.
DAM MANTLE löste den DJ mit einer wirren Musik-Architektur ab. Wenn man von Einflüssen sprechen möchte oder von ähnlichen Künstlern, schwirrten einem in der folgenden Dreiviertelstunde allerhand Namen durch den Kopf: FOUR TET, THE FIELD, zum Schluss sogar ein bisschen LEN FAKI. Warum der junge Schotte so einen wilden Genre-Mix veranstaltet, ist unklar, aber er hat sichtlich und auch etwas angestrengt Spass dabei: die Lethargie des Publikums ignorierend, schwebt er in seinem eigenen Musikrausch, und ein bisschen freut man sich für ihn.
Doch dann ist Schluss, das Licht geht an, ein anderer Track wird aufgelegt und BATHS schleicht schon, in knapper Sportshorts bekleidet, auf der Bühne umher, um seine Elektronik anzustöpseln.
Wer BATHS schon vor zweieinhalb Jahren im Haus III&70 bewundern durfte, der weiß eines: Fingerfertigkeit ist dem Herren aus Kalifornien scheinbar angeboren und Gefrickel sein oberstes Gebot. Ich erinnere mich an die Umstände des Konzertes überhaupt nicht mehr, aber ich habe noch diesen besessenen Schraubendreher klar vor meinem inneren Auge. Die Vorfreude wächst also.
Das neue BATHS-Album, „Obsidian“, gleicht einer Selbstfindung ohne Ende: bedrückende Atmosphäre küsst Dancefloor küsst die Verwirrtheit eines APHEX TWIN und kehrt wieder zurück zu wohligem Klingklang im 3/4-Takt. Ein wenig bodenständiger als „Cerulean“ wirkt es jedoch schon: die Fröhlichkeit kommt in Maßen, abgepackt wie ein Mittagsmenü bei der Lufthansa. BATHS behält während des Konzertes seine kurzen Shorts an und fühlt sich sichtlich wohl: eventuell ist auch schon ein wenig Routine eingekehrt ob der bereits stattgefundenen Tour und der noch folgenden Live-Auftritte. Dennoch, die Rotkehlchen-Stimme des sympathischen Musikers ist spätestens bei „Lovely bloodflow“ wieder in bester Form und ein neu dazu gekommener Mit-Musiker ist die menschgewordene Verlängerung seiner Finger, die nun zwischen Keyboards, Controller und Mikrofon umherschwirren oder einfach nur seine Brille zurechtrücken, um festzustellen, dass das Hamburger Publikum mal wieder durch seine bescheidene Zurückhaltung besticht. Nichtsdestotrotz ist BATHS schon ein wenig professionell geworden, macht in den Pausen Späße und spielt mit Effekten herum, um der Audienz wenigstens eine kleine sichtbare Emotion abzugewinnen.
Das Konzert besteht natürlich größtenteils aus Liedern des neuen Albums, was mich freut, aber auch ein bisschen wehmütig macht, denn für mich ist „Cerulean“ eines der Alben 2011. Immerhin widmet er seiner Zugabe „You’re my excuse to travel“, nachdem er hätte mit „No eyes“ schon den perfekten Tanz-Abschluss zelebrieren können.
Zwar kann das Konzert meiner Meinung nach nicht mithalten mit dem von damals, aber man merkt, dass BATHS an Erfahrungen gesammelt hat und eine ordentliche Spur lockerer geworden ist. Vielleicht aber auch wegen der Shorts.