Lange nichts mehr gehört von BARRA HEAD. Gut anderthalb Jahre ist es her, dass die drei Dänen das letzte Mal in Hamburg spielten. Damals zusammen mit LACK in der Roten Flora als eine Art „Two in One“ – zwei Bands gleichzeitig, und zwar mit ordentlich Wumms.
Laut sollte es auch heute werden, allerdings spielten SPORT und BARRA HEAD nacheinander. Ich hatte nach der gut gefüllten Flora ja bereits vermutet, dass sich BARRA HEAD so langsam vom Geheimtipp zum zumindest lokal gut beachteten Act herumgesprochen hätten, und auch SPORT sind seit der Veröffentlichung von „Aufstieg und Fall…“ ja keine No Names mehr. Umso überraschter waren wir, als wir vor Ort feststellten, dass beide Bands heute mit dem Turmzimmer vorlieb nehmen mussten und nicht im Großen Saal des Uebel & Gefährlich auftraten. Dies stellte sich im Nachhinein allerdings doch als gute Planung heraus, denn so wurde es im Turmzimmer schön eng und intim. SPORT eröffneten mit dem Opener ihres viel gelobten letzten Longplayers, und man konntes es bereits beim Gitarre-Gesang-Intro von „Newton“ ahnen, dass es gleich ziemlich laut werden würde. Au ja, schnell Ohrstöpsel rein.
Die drei Hamburger lieferten ein solides Set mit größtenteils neuen Songs ab, am coolsten war jedoch Captain Smukal, als er in einer Bass-Pause nicht mal eben schnell einen Schluck aus seiner Flasche Bier nahm, sondern sich in aller Seelenruhe eine Weinschorle mixte. Und pünktlich zum Wiedereinstieg war alles gemischt und der erste Schluck genommen. Lässig!
Um BARRA HEAD war es zuletzt ruhig geworden, da man im Aufnahmeprozess für das kommende Album steckt. Dies sollte ursprünglich vom großen J. Robbins (CHANNELS, JAWBOX, BURNING AIRLINES, …) aufgenommen werden, da er jedoch aus privaten Gründen alle anstehenden Termine absagen musste, arbeitete man letztlich mit dem nicht minder talentierten Tim O’Heir zusammen, der die Knöpfchen zuvor bereits für Bands wie DINOSAUR JR., RADIO 4 und SEBADOH drehte. Direkt aus dem Aufnahmeprozess im Hamburger Tonhotel entsprungen, wurden heute dem hiesigen Publikum, zu dem sich mit DELBO und Daniel von Sinnbus auch Gäste aus Berlin gesellten, ein bunter Mix aus alten und neuen Songs präsentiert. Die älteren Sachen sind bekanntlich eh allen Zweifeln erhaben, bei den neueren Songs gesellt sich meines Empfindens nach zum BARRA HEAD-typischen Math Rock ein wenig mehr Pop hinzu, was den Dänen aber ausgesprochen gut steht. Als musizierender Gast schwankt man bei BARRA HEAD eh immer zwischen schierer Begeisterung und Frustration, ob der eigenen Talente, die sich nach einem solchen Konzert stets ganz weit hinten anstellen müssen. Gerade, wenn man selbst vertrackt und gleichzeitig melodiös musizieren will. Bei der darauf folgenden Probe brachte unser Schlagzeuger es auf den Punkt: „Wir lassen zukünftig einfach alle langweiligen Parts weg!“ Leichter gesagt als getan!
BARRA HEAD stellten jedoch mal wieder eindrucksvoll unter Beweis, dass sie eine der heißesten Math Rock-Bands überhaupt sind. Wie formulierte es Flight 13 doch so schön und zutreffend? „Die besten Stücke, die nie auf Dischord-Records erschienen sind.“ Wie wahr…