Das Konzept von „Sofar Sounds“ ist ebenso interessant wie simpel: In mittlerweile 330 Städten weltweit organisieren regionale Veranstalter-Teams Konzerte in individuellen Locations wie beispielsweise privaten Wohnzimmern oder Ladenlokalen. Um als Zuschauer wiederum an solch einer Veranstaltung teilnehmen zu können, muss man über die Homepage des Sofar-Netzwerks nach einem Termin in seiner Stadt suchen und kann sich dann für die Teilnahme der Veranstaltung bewerben – wohlgemerkt ohne dabei zu wissen, welche Acts an dem Abend auftreten und wo genau das Konzert stattfindet! Denn die genaue Adresse der Veranstaltung wird erst unmittelbar vor dem Konzert per Email mitgeteilt, und die auftretenden Künstler werden in der Regel erst direkt vor Ort bekanntgegeben. Da mir allerdings im Vorwege ein Vögelchen gezwitschert hat, dass unter anderem die von mir sehr geschätzten AUTONOMICS dort spielen sollten, startete ich den Selbstversuch und bewarb mich für die Sofar-Session am 18.04.2017 in Hamburg. Und siehe da: Einige Tage später hatte ich eine Bestätigungsmail im Postfach, in der mir mitgeteilt wurde, dass ich zu den ausgewählten Gästen gehöre. Die Bekanntgabe der Adresse folgte dann am Tag vor dem Konzert: Die Show fand im Airport Hostel am Flughafen statt! Dort wurde kurzerhand der im Keller befindliche Frühstücksraum zum Konzertsaal umfunktioniert, in dem sich dann auch ca. 150 Musikbegeisterte einfanden, die es sich zumeist im Schneidersitz auf dem Fußboden bequem machten. Als nächstes wurde das Publikum begrüßt und offiziell das Line-Up des Abends verkündet, welches aus dem DUNCAN TOWNSEND TRIO, BEATFOX und – wie bereits vorweggenommen – den AUTONOMICS bestand. Der aus England stammende Singer/Songwriter DUNCAN TOWNSEND und seine beiden Mitstreiter füllten ihren 20minütigen Auftritt mit schönen Folkpop-Songs, wobei besonders der Schlagzeuger auffiel, der neben seinem aufs Nötigste reduzierte Drumset auch noch parallel Bass spielte oder ein Keyboard bediente. Leider gab es Probleme mit dem Sound, denn die PA fiel immer mal wieder für einige Sekunden aus, was von dem Trio aber charmant überspielt wurde.
Nach einer Raucher- und Toilettenpause folgte dann mit dem BEATFOX ein Act der ganz besonderen Art. Wie es der Name bereits vermuten lässt, handelt es sich hierbei um einen Typen, der dem Human Beatboxing zugeneigt ist. Vielleicht erscheint die Vorstellung, dass ein Typ alleine mit seinem Mikrophon mehr als eine Viertelstunde lang irgendwelche Geräusche von sich gibt, im ersten Moment etwas langweilig, aber was der Brite hier abgeliefert hat, war einfach nur Weltklasse. Ich habe zwar schon so manche Beatbox-Performance erlebt, aber der BEATFOX stellte alles bisher Gesehene in den Schatten. Alleine wie er es geschafft hat, gleichzeitig mehrere Klangebenen zu erzeugen, war einfach nur verblüffend und hätte ihn bei „Deutschland sucht den Superstar“ bestimmt ohne Umwege in den Recall katapultiert. Auch hier war der Mikrophon-Sound zwar zwischenzeitlich mal kurz weg, hat aber auch nicht weiter gestört, zumal hier noch einmal deutlich wurde, dass tatsächlich nur mit im Körper erzeugten Geräuschen gearbeitet und nicht getrickst wird. Hätte aber bei aller Verblüffung auch niemand erwartet.
Zu guter Letzt dann die AUTONOMICS, die dank Sofar Sounds einen drohenden Off Day auf ihrer Europatour überbrücken konnten. Der Band aus Portland eilt ja ein Ruf als grandiose Live-Band voraus, was an diesem Abend aufgrund reduzierter Lautstärke-Verhältnisse allerdings nur eingeschränkt unter Beweis gestellt werden konnte. Zwar lieferten sie kein Akustik-Set ab, sondern haben voll instrumentiert gespielt, aber dennoch handelte es sich nach Aussage von Sänger Dan Pantenburg um den ruhigsten Auftritt, den sie jemals bestritten haben. Nichtsdestotrotz wussten sie mit Garagenpunk-Perlen wie „Superfuzz“ und vor allem dem grandiosen „Dead TV Star“ das Publikum zu überzeugen. Quasi als Zugabe durften die AUTONOMICS zum Abschluss mit „Bad blood“ auch noch einen Song in Originallautstärke zum Besten geben, wozu sich dann auch das Publikum erhoben hat und das eine oder andere Tanzbein geschwungen wurde. Es war auf jeden Fall ein toller Abend und bestimmt nicht das letzte Mal, dass ich mich bei „Sofar Sounds“ für einen Abend voller Überraschungen bewerbe.