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APPARAT ORGAN QUARTET – Pólýfónía

Godzilla stampft durch die leuchtreklame-beschilderten Straßen Tokios, greift mit seinen Schuppenpranken nach den Helikoptern, die ihn so zahlreich umschwirren, wie die Himmelssterne es wohl bei einem schwarzen Loch tun würden und sieht dabei ungefähr so sexy aus, wie die Menschen sich in den Siebzigern die Zukunft vorstellten. Irgendwie ist da auch Capain Future mit seinem Team verwickelt, oder war es Nintendos Supermario? Egal, der Typ hinter den schwarz-weißen Tasten, der die Flugobjekte zu lenken scheint, trägt auf alle Fälle so eine ähnliche Frisur wie Ludwig van Beethoven, nur im grellen Neongrün.
So ungefähr klingen für mich APPARAT ORGAN QUARTET aus Reykjavik, Island. Die Band, bestehend aus vier Keyboardern und einem Schlagzeuger, erzeugen auf ihrem zweiten Album „Pólýfónia“ ein dichtes Himmelsfeuerwerk aus analogen Synthesizerklängen und meist tanzbaren Rhythmen, so dass es eine wahre Freude ist. Und wieder stelle ich mir die Frage, weshalb Melodien aus Island oft so einen süßlich-schwermütigen und sehnsüchtigen Geschmack in sich tragen. Ich rede mir ein, dass es diese Insel mit ihrer einzigartigen Landschaft, den Bergen, Vulkanen und vor allem die Weite des Meeres ist. Wahrscheinlich brachten mich die Fernsehdokumentationen über Island, die ich leidenschaftlich gerne sehe, zu der Überzeugung, dass so eine Kulisse das Gemüt der Menschen auf eine wunderbare Weise verändern muss. Ich hingegen muss mich leider hier mit „meiner Kulisse“, nämlich in Nachbarschaft mit Hoppi und Poppi im Haus gegenüber (siehe http://blueprintfanzine.de/wp/home/index.php?page=cat&Rub=&EID=5820) begnügen. Nichts gegen die angebliche Weltstadt mit Herz, nur manchmal… Aber ich glaube man versteht, was ich meine, oder?
Obwohl es die Musiker von APPARAT ORGAN QUARTET wahrscheinlich schon leid sind, und ich entschuldige mich schon mal vorsichtshalber im Voraus, sehe ich es als erwähnenswert, doch noch die Parallelen mit ihren Landsleuten SIGUR RÒS zu beschreiben: Auf erstem Blick bzw. beim ersten Durchhören gab es für mich nämlich keine. Es geht ja schließlich um rhythmusorientierte Synthesizermusik, ohne Gitarren oder Ähnlichem, obwohl manche Klänge in bestimmten Songs einer verzerrten Gitarre doch sehr nahe und auch wirklich gut rüberkommen. Doch, und jetzt bekomme ich schon wieder dieses Fernweh, liegt in den Harmonien einfach der Norden, das Meer und natürlich auch irgendwo Island. Diese Band live zu erleben, steht ab heute auf meiner Liste der unerfüllten Wünsche gleich unterhalb von: Endlich nach Island reisen!