Wir schreiben das Jahr 2008. Die Auswirkungen des Klimawandels haben das Ruhrgebiet erreicht: Die einst üppige Uferböschung der Ruhr wich einem breiten Sandstrand, Palmen säumen sämtliche Straßenränder von Duisburg bis Castrop-Rauxel, und wo einst Stahlwerke von Krupp-Thyssen standen, gedeihen mittlerweile Zuckerrohrfelder für die Produktion von Rum, der an den hiesigen Trinkhallen hektoliterweise ausgeschenkt wird…
Stimmt alles gar nicht? Seltsam. Denn wenn man sich die Musik von ALPHA BOY SCHOOL anhört, könnte man meinen, dieses Szenario wäre längst eingetreten. Die Ruhrpottler kriegen nämlich den Spagat zwischen traditionellem Ska und poppigem Two-Tone-Sound mit einer derartigen Leichtigkeit und Authentizität hin, dass man die Herkunft der Band vielleicht in Jamaica, Kalifornien oder England vermuten könnte, doch am wenigsten in der schmuddeligen Industrie-Region im Westen Deutschlands. Stücke wie „Easy morning“ oder „Waiting for the bullet“ bestechen mit eingängigen Melodien und grooven dermaßen, dass selbst die eingestreute UB40-Coverversion „One in ten“ nicht aus dem Rahmen fällt, sondern ebenso gut als Eigenkomposition durchgehen könnte. Und auch der Ausflug Richtung Third Wave-Ska in „Tokio spezial“ steht der Band um Karsten Riedel (ehem. THE FRITS) gut zu Gesicht. „Perfect situation“ könnte eigentlich die Sommer-Platte des Jahres sein – dumm nur, dass der Sommer eigentlich schon vorbei ist. Aber in Zeiten des Klimawandels kann man ja nie wissen.