Kaum ein anderer Autor hat mir in den letzten Jahren so viele lächelnde Momente beschert wie ALEX GRÄBELDINGER. Der Punkrock-Kolumnist, der vielen in der Punk- und Hardcore-Szene vor allem durch seine Beiträge im OX-Fanzine bekannt ist, versteht es wie kaum ein anderer, auf unverkrampfte Weise Anekdoten über die eigenen Unzulänglichkeiten zum Besten zu geben, ohne dabei auch nur den kleinsten Anflug von Fremdscham aufkommen zu lassen. Nach „Ein bekotztes Feinrippunterhemd ist der Dresscode zu meinem Lebensgefühl“ und „Bald ist Weltuntergang, bitte weitersagen!“ ist „Verloren im Weltall, verwahrlost auf Erden“ nun bereits die dritte Textsammlung, die von ihm in Buchform erscheint, und wieder einmal gewährt er dem Leser in seinen autobiographisch geprägten Kurzgeschichten schonungslose Einblicke in sein Seelenleben und das umfangreiche Sammelsurium an Fettnäpfchen, die er auf seinem Lebensweg bereits mitgenommen hat. Allerdings empfand ich die Lektüre dieses Mal ein wenig bedrückender als bei den vorangegangenen Werken, denn vor allem seine in den letzten Jahren durchlebten Depressionen und Psychosen ziehen sich wie ein roter Faden durch das Buch. Zwar ist es schön zu sehen, wie Alex seine persönlichen Lebenskrisen zu humorvollen und selbstironischen Geschichten verarbeiten kann, doch das Leiden und die Unsicherheit, die mit diesen Situationen einhergingen, kann man auch ohne ausgeprägte empathische Ader zwischen den Zeilen spüren. Aber bevor hier noch ein falsches Bild entsteht: Trotz der bedrückenden Begleitumstände trieft auch „Verloren im Weltall, verwahrlost auf Erden“ wieder vor Humor, wenngleich dieser noch ein wenig düsterer als sonst erscheint. So gewährt Alex nicht nur intime Einblicke in seine Therapietagebücher, sondern hat auch zahlreiche unterhaltsame Geschichten zu Themen wie unbedarfte LSD-Trips, persönliche Erlebnisse mit Gummipuppen oder Umkleidekabinen-Voyeurismus auf Lager. Aufgelockert wird das Buch durch eingestreute Tour-Tagebucheinträge gemeinsamer Lesetouren mit den Kollegen CHRISTOPH PARKINSON und H.C. ROTH, die auf diese Weise ebenfalls zum Füllen der Seiten beitragen. Für kurzweilige Lektüre ist also gesorgt. Bleibt zu hoffen, dass uns Alex auch in Zukunft weiterhin an seinen Erlebnissen aus dem Abenteuer namens Leben teilhaben lässt. Sollten diese dann wieder aus etwas positiveren Lebensumständen resultieren, wäre es umso erfreulicher.
Titel: Verloren im Weltall, verwahrlost auf Erden
Autor: Alex Gräbeldinger
VÖ: 22.09.2016
Verlag: Tante Guerilla
ISBN: 978-3-9812772-4-1