„Die große Palmöllüge“ ist das zweite Album von AKNE KID JOE, und mittlerweile ist mir die Göre doch ganz schön ans Herz gewachsen. Im Gegensatz zum Vorgänger-Album „Karate Kid Joe“ hat sich nichts Grundlegendes verändert, aber irgendwie wirkt alles mittlerweile ein wenig eingespielter und stimmiger als bisher. Dies gilt vor allem für die Texte, die noch treffsicherer politische, gesellschaftliche und szenebetreffende Themen in pointierter, ironischer Weise auf den Punkt bringen. Sei es, dass in „What AfD thinks we do…“ ein Antifa-Tarifvertrag verhandelt werden soll oder in „Sarah (Frau, auch in ner Band)“ mit gesanglicher Unterstützung von PASCOW-Frontmann Alex energisch darauf hingewiesen wird, dass Aktivismus in der Punk-Szene keineswegs ein Männer-Privileg ist. Ansonsten regiert weiterhin der schrammelige Drei-Akkorde-Punk, der auch gerne mal durch einen Synthesizer ergänzt wird, was im Fall von „Zwischen Thermomix & Webergrill“ sogar in einer spontanen Techno-Party mit HC BAXXTER mündet. Der Hiddentrack „Er darf das“ erinnert hingegen überraschenderweise an eine deutsche Version der COCKNEY REJECTS, was ist denn da passiert? Anyway, AKNE KID JOE schmeißen hier ein schmackhaftes Album in die Runde und liefern sich zusammen mit KOTZREIZ ein heißes Duell um die schönste Pöbel-Punkplatte des bisherigen Jahres.
AKNE KID JOE – Die große Palmöllüge
- Beitrags-Autor:Bernd Cramer
- Beitrag veröffentlicht:29. April 2020
- Beitrags-Kategorie:Tonträger
Bernd Cramer
Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber.
Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.