Zum Herbstanfang erschien nach der "Stockholm"-Single das Debütalbum von AIRPEOPLE, die aus der Asche von Bands wie ENIAC, THE OLIVER TWIST und FUCKUISMYNAME hervorgegangen sind. Bands, die zumindest in ihrer Szene schon einen gewissen Namen hatten. Das Debüt "The golden city" veröffentlichte man auf Golden Antenna Records und wurde damit zu Labelmates von u.a. FROM MONUMENT TO MASSES, MASERATI und IRA. Doch wo sich das Label zumeist im Postrock-Bereich bewegt, klingen AIRPEOPLE eher nach unruhigem Postcore mit gelegentlichem Hang zu tanzbaren Momenten. Klingt seltsam? Ist es auch – aber nicht mit negativer Konnotation.
Warum AIRPEOPLE für die Zukunft auch keine Walzer ausschließen können, erklärt uns Oliver, der neben Gitarre und Bass auch die Synthies bedient.
[F] Bei AIRPEOPLE handelt es sich ja um eine Band mit einigen namhaften Vorbands. Musstet ihr euch bei der ersten Probe auf die musikalische Richtung einigen, die ihr einschlagen wollt, oder kam die jetzige Musik zufällig dabei heraus?
[A] Wir kennen uns ja alle schon eine Weile, und als die Idee aufkam, wieder gemeinsam Musik zu machen, wurde schon darüber gesprochen, wie sich das Ganze anhören und anfühlen könnte. Heißt aber nicht, dass wir irgendwie festgelegt haben, was darf und was nicht. Klar war nur, dass jeder erstmal das Instrument mitbringt, dass er am besten spielen kann. Mittlerweile sind aber auch hier die Rollenverteilungen aufgeweicht. Schließlich wird einfach damit gearbeitet, was gerade herauskommt. Wenn der nächste Song ein Walzer wird und uns das in dem Moment gefällt, machen wir das eben so. Kein großer Plan also.
[F] War es von Beginn an klar, ohne Sänger zu arbeiten? Oder könnt ihr euch AIRPEOPLE auch mit Gesang vorstellen?
[A] Wir singen hin und wieder auch ein paar Kleinigkeiten. Auch auf der Platte sind ein paar menschliche Stimmen zu hören. Wir mögen ja auch Gesang. Ob das in Zukunft mehr wird, werden wir sehen. Aber zunächst hatten wir keinen Gesang eingeplant, da niemand singen wollte. Das kann sich ja alles morgen schon ändern. Muss aber auch nicht. Die Idee eines Sängers als Frontmann wird sich aber sicher nicht bei uns durchsetzen.
[F] Ein Freund von mir sagte, dass die Musik von AIRPEOPLE der logische "Alterungsprozess" ist, wenn die beteiligten Musiker vorher in Postcore-Bands gespielt haben. Stimmt ihr dem zu?
[A] Oh je…und ich dachte, da schnappen sich alle ihre Akustik-Gitarren und trällern sanft traurige Weisen in Wohnzimmerlautstärke. Aber Logik und Musik sitzen ja auch gerne in getrennten Abteilen. Über solche Sachen mache ich mir keine Gedanken.
[F] Eure Songs wurden ja nach verschiedenen Städten benannt. Habt ihr einen besonderen Bezug dazu? In welcher dieser Städte würdet ihr am liebsten spielen? Und welche Stadt ist "The golden city"?
[A] Ne, die Auswahl der Titel ist völlig willkürlich und steht in keinem Zusammenhang mit
den Songs an sich. Der erste Name stand zufällig auf einem Feuerzeug, als wir dem Song einen Namen geben wollten. Und von da an haben ein paar andere Städte auch dran glauben müssen. Spielen würden wir natürlich gerne in all diesen Städten. Eine haben wir auch schon besucht. Wer weiß…vielleicht laden uns die anderen Stadtväter ja mal auf eine Rundreise ein. Golden City ist nur ein fiktiver Name, der nicht bedeutungsschwanger für die Stadt der Städte steht. Wir hatten wohl gerade kein Feuerzeug zur Hand.
[F] Wenn man bei myspace auf den Block "reviews" klickt, stößt man dort nicht wirklich auf
Rezensionen. Haltet ihr es da wie Frank Zappa – Über Musik zu reden ist wie über Architektur zu tanzen?
[A] Ist das von Frank Zappa? Den kenn ich nicht wirklich. Und das, was ich von ihm kenne, mag ich nicht. Also eher nicht wie Herr Zappa.
[F] Wie kamt ihr auf euer Label Golden Antenna?
[A] Die boten uns den besten Deal in der Schlange. Bei der netten Art, wie dort mit Kohle für die Künstler umgegangen wird, konnten wir einfach nicht ablehnen. Damit wir den Kontakt zum Teppich nicht verlieren, haben wir aber, zu unserer eigenen Sicherheit, die Platte als Koproduktion zwischen Golden Antenna und EarthWaterSky Connection rausgebracht.
[F] Wie hat man sich eure Bandproben vorzustellen, wenn ihr aus Hamburg, Köln und Trier stammt?
[A] Wir wohnen in diesen Städten. Der Stamm steht woanders. Meist steht man früh auf, Kaffee, und dann am Bahnhof in Hamburg und Trier in einen Zug, in Köln wieder aussteigen, zum Proberaum, Licht an, und zwei bis drei Tage später wieder zum Bahnhof, Kaffee, Zug, zuhause raus und ins Bett.
Das machen wir so ein- bis zweimal im Monat. Je nachdem, wie die Zeit so verteilt werden kann zwischen arbeiten und andern lustigen Dingen, die an den meisten Tagen warten.
[F] Eure Musik klingt, als ob ihr euch nicht einfach damit zufrieden gebt, eine gute Band zu sein, sondern als ob ihr bewusst Grenzen verschieben und dabei etwas Neues erschaffen wollt.
[A] Eine gute Band sein zu wollen, beinhaltet doch irgendwie, dass man nicht stehen bleibt und immer auf der Suche ist. Schon, AC/DC könnte man als gegenteiliges Beispiel anführen, aber auf Dauer wäre mir das zu langweilig. Was wirklich Neues in der Musik zu schaffen, ist sicher nicht so einfach. War ja so vieles schon da. Aber man sollte schon hin und wieder das Rad verbiegen und sehen, wie es sich fahren lässt. Ist aber nichts, worüber wir uns allzu sehr die Köpfe zerbrechen. Eher eine natürliche Entwicklung, an der alle in gleicher Weise beteiligt sind.
[F] Eure Songs stecken ja zum Teil voll verschiedener Ideen. Wann entscheidet ihr, dass ein Song fertig ist?
[A] Wenn er sich von Anfang bis Ende gut anfühlt. Dann ist er für uns fertig. Wenn das zwei Wochen später nicht mehr der Fall ist, kann er sich aber nicht sicher sein, dass er für immer so bleiben wird. Dann kann sich schon die ein oder andere Veränderung noch breit machen. Im Studio verändert sich eigentlich fast immer noch irgendwas, da man oft erst hier merkt, was dem ein oder anderen Stück an gewissen Stellen bisher noch fehlte.
[F] Für die Produktion seid ihr ganz nach Liverpool gereist…
[A] Ja, so ganz und gar in einem Auto einige Stunden lang. Drei Stücke der Platte haben wir allerdings in Bitburg in der Eifel aufgenommen. Liverpool aus dem Grund, da Robert Whiteley dort seit etwas über einem Jahr das Whitewood Recording Studio mit zwei Freunden betreibt und wir sehr gerne wieder mit ihm aufnehmen wollten. Was wir auch schon mit früheren Bands getan haben. Robert ist ein guter Freund von uns, darüber hinaus mögen wir seinen Sound, und er hat uns auch tatkräftig bei der Produktion unterstützt. Und da wir uns nicht so oft sehen, war die Reise nach Liverpool auch eine gute Gelegenheit, mal wieder etwas Zeit miteinander zu verbringen. Ist nur sehr kalt da zum Jahreswechsel.
[F] Wenn man bedenkt, dass es euch erst seit gut zwei Jahren gibt, seid ihr schon gut rumgekommen. Ist es dabei anders, im Ausland zu spielen?
[A] Es sind meistens keine Menschen da, die man kennt. Das macht es oft etwas spannender. Aber so wirklich viel waren wir mit AIRPEOPLE nun ja noch nicht im Ausland. Ich hoffe, dass da im nächsten Jahr ein paar mehr Erfahrungswerte reinkommen, und dann können wir gerne nochmal drüber sprechen.
Bis dahin vielen Dank für Euer Interesse!
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