„Our goal is to create a long career of catalog pieces and a loyal and constantly growing fan base. And, of course, to get lots of free beer.“
Ach, wäre das schön, sich noch auf viele weitere Alben dieser einzigartigen von Reggae, Punk, Ska, HipHop, Dub und HENDRIX-Sachen inspirierten Band freuen zu können. Stattdessen müssen sich die SUBLIME-Süchtigen mit Remixes, Best Ofs (mittlerweile zwei), Live- oder alten Akustikaufnahmen begnügen, seit sich Sänger, Gitarrist und Kopf der Dreierkombo Bradley Nowell 1996, kurz vor dem selbstbetitelten Album Nr. 3, den goldenen Schuss verpasste.
Nun ist ein neues Trostpflaster erschienen: Große Namen wie PENNYWISE und NO DOUBT zeigen ihre Verehrung auf einem längst fälligen Cover-Album. Eine Koproduktion von drei Plattenfirmen aus der SUBLIME-Family: Martian Church, Silverback und Cornerstone.
Wie beliebt SUBLIME bei anderen Bands waren, zeigte schon ein Benefizkonzert, eigens veranstaltet, um das Schulgeld für Brads Sohn zusammenzukratzen. (Na, wenn Gwen Stefani das mal nicht aus der Portokasse hätte zahlen können).
„Look at all the love we found“ enthält eine gelungene Auswahl. Die 18 Songs sind gut verteilt über die fünfjährige Schaffensphase und werden von Künstlern aller möglichen Genres dargeboten.
Mit JACK JOHNSON geht es vielversprechend los. Nur mit Akustikgitarre und butterweicher Stimme spielt er ein wunderschönes Medley aus „badfish“ und „boss d.j.“. THE ZIGGENS, einst selbst von SUBLIME gecovert, durften natürlich auch nicht fehlen. Von ihnen gibt es eine großartige Surf-Version von „paddle out“. Mit einer alten Liveaufnahme steuern NO DOUBT eine Gute Laune-Ska-Version von „d.j.s“ bei. FISHBONE vergewaltigen „date rape“ mit einer hektischen Funkrock-Version aus schrottiger Hammondorgel und verrücktem Saxophon, anstrengend aber originell. Erlöst davon wird man von BERGAIN MUSIC mit einer langsamen von Country in Reggae übergehenden Version von „get out“. PENNYWISE haben sich mit „same in the end“ auf jeden Fall den richtigen Song ausgesucht, um auch 100% wie PENNYWISE zu klingen. Hervorgehoben werden sollte noch der Mundharmonika-Mann Mr. G. LOVE mit „greatest hits“. Der hat den Style mit Schöpfkellen gefressen.
Der Rest ist teils ganz nett, teils eher mau: Etwas 08/15-Rap, ein bisschen eins zu eins Gecovertes, Langweiliges zum Weiterskippen. Wie z. B. eine Jazzversion von „garden groove“, in der eine Querflöte den Gesang übernimmt. Echtes Fahrstuhlflair. Oder aber der Beitrag von AVAIL. Es sei denn, man ist zufällig Fan von dieser langweiligen Dicke Eier-Punk-Band, die da uninspiriert „santeria“ zum Besten brüllt, auch noch einen der besten Songs, die zur Auswahl standen. Gott sei Dank muss man dabei ihr albernes Prollo-Maskottchen nicht sehen. Den exklusiven Europe Bonus-Track von den VANDALS hätte man sich auch sparen können. Ein mieser Livemitschnitt, amateurhaft dargeboten.
Insgesamt aber ist „Look at all the love we found“ ein gutes Album zum faulenzend in der Sonne liegen. Auf einem Sampler gefällt einem ja eh nie alles. Beim Kauf tut man außerdem Gutes, denn ein Teil geht an Carlo Santana’s Milagro Foundation (für die Kinder) und an den MusiCares MAP Fund (für die Junkies). Keinesfalls entsteht hier der Eindruck, dass noch ein bisschen Profit aus der SUBLIME-Kuh gemolken werden will. This is a release straight from the heart. Für jemanden, der die Songs im Original nicht kennt, macht das Album allerdings wenig Sinn. Da fehlt einfach der Aha-Effekt beim Wiedererkennen der Stücke.
Ein Gutes hat das Album auf jeden Fall noch: Es macht deutlich, wie viel mehr SUBLIME war als nur gute Songs. In den Coversongs herrscht eine Art Leere. Es fehlt die Leidenschaft, die nur Sänger Bradley transportieren konnte, der Spirit der Band. Und deshalb habe ich danach jedes mal richtig Lust aufs Original.