22-04-2005 / Grünspan: Kurz vor Ihrem Auftritt auf den zweiten Weltturbojugendtagen hatte ich die Gelegenheit, mit den TURBO AC´S dieses Interview zu führen. Die Band war noch ein wenig erledigt vom Jetlag, was bei der abendlichen Show allerdings nicht im Geringsten auffiel. Die Band war zwar komplett vertreten, allerdings war Kevin Cole die treibende Kraft bei diesem Interview, doch lest selbst:
[F] “Automatic” wurde im Jahr 2002 veröffentlicht. Was ist in der Zwischenzeit bei den TURBO AC´S passiert?
[A] Im Februar dieses Jahres waren wir zum ersten Mal in Australien, was sehr beeindruckend war, diesen Enthusiasmus der Leute zu spüren, die schon lange darauf gewartet hatten, uns das erste Mal live erleben zu können. Kürzlich waren wir auch das erste Mal in Kanada, klingt merkwürdig, allerdings ist es für uns sehr schwierig einzureisen, da Kevin P. als Bedrohung der kanadischen Gesellschaft angesehen wird (worauf die Band leider nicht näher eingehen wollte). Er kann die ganze Welt bereisen, nur in Kanada, da gibt es Probleme. Zudem haben wir eine Split 7-Inch mit den DWARVES eingespielt, die mittlerweile erhältlich sein dürfte. Wir waren also die ganze Zeit über beschäftigt.
[F] “Avenue X” wurde wieder in New York aufgenommen. Back to the roots?
[A] So könnte man es sagen, nachdem wir das letzte Mal in Kalifornien aufgenommen haben, wollten wir dieser Platte etwas von unserem New York-Gefühl mitgeben, etwas Pures direkt von uns. Wir wollten uns auch lossagen von den großen Namen der letzten beiden Alben, Roger Miret und Blag Dahlia. Es wurde Zeit für uns, selbst die Produktion in die Hand zu nehmen.
[F] Nach Roger Miret und Blag Dahlia wolltet ihr doch eigentlich, dass Euroboy euer neues Album produziert?
[A] Naja, Euroboy war halt sehr beschäftigt, und außerdem wäre es recht teuer geworden, nach Oslo zu fliegen, um dort aufzunehmen. Glaub uns, dort ist sogar ein einfaches Sandwich verflucht teuer! Als wir einmal in Berlin mit TURBONEGRO zusammengespielt haben, sah sich Euroboy unsere Show an und empfahl uns danach, dass wir uns selbst produzieren sollten. Also haben wir seinen Rat befolgt.
[F] Der Sound auf “Avenue X” ist rauer als auf “Automatic”. Going back to “Damnation overdrive” times?
[A] Erst einmal möchten wir uns mit jedem neuen Album nur nach vorne bewegen und niemals zurück, wie ein Hai immer in Bewegung bleiben. Wir behalten einfach nur die besten Eigenschaften unseres Sounds und der vorangegangenen Alben und gehen damit ins Studio, wo wir uns dann selbst keine Regeln auferlegen.
[F] Der Titel “Avenue X” klingt nach einem unbekannten mysteriösen Ziel. Warum habt ihr diesen Titel für die Platte gewählt?
[A] Diese Interpretation ist auch in Ordnung, allerdings ist es viel einfacher. Denn der Titel steht in direktem Zusammenhang mit unserem Bandnamen. In dem Film „The Warriors“ gab es diese Gang, die Turmbull AC´s, nach denen wir uns benannt haben. In dem Film musste sich die Gang Warriors selbst zur Avenue X durchschlagen, um zu überleben, daher der Name. Wir haben zu diesem Song auch ein Video aufgenommen, welches hoffentlich mal irgendwo gezeigt werden wird. Ansonsten sehen wir uns gezwungen, unseren eigenen Musiksender zu starten: Turbo TV! Just punkrock videos and bitches on motorcycles!
[F] “Magic bullets” ist bereits das zweite Stück, bei dem Michel Dolan singt. Beruht das Stück auf einer wahren Begebenheit?
[A] Ich bin sehr froh, dieses Stück zu singen. Kevin und ich haben es gemeinsam geschrieben, und es geht darin um die Ermordung von John F. Kennedy, um die sich bei uns in den Staaten immer noch die obskursten Mythen spannen.
[F] Es gibt auf “Avenue X” einige neue Instrumente in eurem Sound, wie das Piano in “Magic bullets” oder die Panflöten in “No time”, die mich ein wenig an den Film “Escape from New York” erinnern. Wessen Idee waren diese Neuerungen?
[A] Es passierte zwangsläufig, da wir Freunde zu Besuch im Studio hatten, die diese Instrumente spielen und wir seit jeher großen Wert darauf legen, unsere Stücke immer ein wenig nach den Filmen klingen zu lassen, von denen wir inspiriert werden.
[F] Welche Story verbirgt sich hinter der “Anthem for united humanity”?
[A] Wir können uns alle damit identifizieren, besonders mit den Lyrics (=Fuck you!), nicht im politischen Sinne, allerdings glauben wir schon, dass unsere Fans sich letztlich ebenso fühlen und näher zusammenrücken.
[F] Wo kommt das Sample zu “Knifefight” her?
[A] Dieses Sample stammt aus dem Film “Die glorreichen Sieben”.
[F] Warum habt ihr “I want more” von den SUICIDAL TENDENCIES als Cover-Song ausgewählt?
[A] Wollen wir nicht alle etwas mehr? Außerdem ist das erste Album der SUICIDAL TENDENCIES eines der besten Punkrock-Alben aller Zeiten. Sicherlich haben viele Leute dieses Stück nicht von uns erwartet, allerdings interpretieren uns viele Leute damit falsch und den musikalischen Background, den sie bei uns vermuten. Wir wollten einfach ein Stück nehmen, das uns sehr viel bedeutet. Immerhin war ich erst vierzehn, als ich SUICIDAL das erste Mal live sah. Außerdem macht es verdammt viel Spaß, diesen Song zu spielen.
[F] Was haltet Ihr von diesem Happening, den Weltturbojugendtagen?
[A] Wir fühlen uns sehr geehrt, bei diesem Event dabei sein zu dürfen und sind natürlich schon gespannt auf die morgige Show. Wir sind sogar ein wenig neidisch, nicht im negativen Sinne, sondern eher überwältigt von der Turbojugend, die ihre Band so gnadenlos unterstützt und hoffen, unsere Fanbase ebenso großartig ausbauen zu können. Wir können definitiv etwas von TURBONEGRO lernen, von der Art, wie sie ihre Fans umarmen. Jeder unserer Fans ist ebenso ein Teil der TURBO AC`S-Gang, wie bei den Warriors, wir sind eine Einheit, und jeder ist eingeladen, daran teilzuhaben.
[F] Gibt es sonst noch etwas, was ihr unseren Lesern sagen möchtet?
[A] Danke für all eure Unterstützung, kommt zu unseren Shows und habt eine Menge Spaß dabei!