Film ab! Und Fenster zu. Elf Szenen, davon zwei Bilder als Ein- und Ausklang, das Restliche immer ungefähr 6,5 Minunten mit Ausnahme des Tracks zum Titel, der gut eine Minute kürzer ist. Die besten Tracks machen für mich Nummer 9 und 10 aus. Des Albums bester Part höre ich in Nummer 8 nach 5 Minuten und 15 Sekunden. Listen, please!
LAWRENCE aka Peter M. Kersten öffnet andere Räume, andere Flächenarten, die weich, weit hinten platziert sind; anders im Vergleich zu vorher. Ich finde ihn präsenter und er setzt prägnantere Rhythmusakzente, die weich, aber nicht zuckend oder zerrüttelnd, wie der Bass in Nummer 3 daherkommen. Sein Zusammenspiel gestaltet sich enger, zugleich lockerer, einfacher. Ich höre wieder Schellenkranz, wieder eine inszenierte Nähe zu HipHop-Grooves in der Titeltracknummer. Kerstens Klang ist ähnlich und einheitlich und gesamter. Er verwendet weniger Orff-Organik.
Ich höre wieder eine nach Improvisation klingende Affinität zu Sessions im Jazz durch Umspielungen außerhalb nur einer Tonart. Disharmonische Tonaufbauten laufen, suchen und finden nichts, leiten nicht eindeutig und oberflächlich offensichtlich zu einem Ton, zu etwas hin. Sie dudeln Umkreisungen von Irrszenen, oder anderswo gibt es Wischereien mit einem Besen.
Möwen? In Nummer 4 läuft Beat ohne tonale Lauftöne vor sich hin. Jemand spielt mit Akkorden in ungewöhnliche Reihenfolgen, legt Zusammenhänge und Verminderungen teils auf mediantischen Abwegen. Das meine ich mit (Mucker-)Dudeln oder Jazz. Vielleicht kann ich später damit mehr anfangen, vielleicht, wenn ich freier empfinden kann.
Nummer 5 nimmt den Tempozug durch klare und präsente Hihats gegen die Grundschläge auf. Sehr wenige Snaresamples trommeln jazzähnlich als Fill- oder Break-Raffinesse, als eine Pass-auf- und-hör-zu-Überraschung. Kersten bricht hier mit Gewohntem, dennoch scheint er insgesamt nicht auf klare Höhepunktgestaltung aus zu sein. Bekannte, analog konstruierte Synthklänge tauchen auf, die weder extrovertiert, verzerrt noch anders verfremdet sind. Für mich stellt sich somit eine Intimität zu Kerstens Sound ein.
Eine tanzbare Szene lässt sich ein bisschen an Nummer 7 knüpfen, wenn der Shaker auf Und immer wieder einsetzt. Hier verlässt Kersten gen Ende den durchgehenden Vierer, lässt Kick aus und betont Snare, funky, mischt schwer mit leicht, gut so!
Belangloses schlägt sich in Nummer 8 nieder, wenn die charakterlosen, weichen Flächen allein mit dem Beat auftreten. Ich erwarte eine Öffnung in eine Weite oder Leere, doch nehme ich nur den Weichzeichner dieser Fläche wahr. Dennoch oder deswegen verehre ich den weiter oben erwähnten Part in dieser Nummer.
Dann folgt eine Erinnerung an PANTHA DU PRINCE, an etwas Berlinerisches oder an Dial-Eigenes. Nummer 9 ist deep ohne Softener, enthält mehr Aussage, die in Nummer 10 (mit Gesangssamples!) kulminiert. Es passiert etwas, geht eher nach vorn und bettet mich zugleich in eine ersuchte Monotonie, weshalb ich eigentlich und voreingenommen LAWRENCE akustische Inszenierung aufgesucht habe.