Die Diskussionen über Sinn und Unsinn von Live-Alben sind mit Sicherheit genauso alt wie die Idee von Live-Alben selbst. Die einen halten sie schlicht für überflüssig, die anderen für einen Segen, der das Fan- und Sammlerherz höher schlagen lässt. Und wenn man ehrlich ist, gibt es nur ganz wenige Bands, die wirklich essentielle Live-Platten rausgebracht haben, wie beispielsweise die ÄRZTE mit „Nach uns die Sintflut“ oder die RAMONES mit „It´s alive“.
Um es schon mal vorweg zu nehmen: Dieser Mitschnitt der AERONAUTEN gehört erwartungsgemäß nicht zu der seltenen Spezies der zeitlosen Livealbum-Klassiker. Bevor mich jemand falsch versteht: Die Band selber ist zweifelsohne großartig, hat viele tolle Platten veröffentlicht, und auch an den Liedern auf dieser Veröffentlichung gibt es selbstverständlich nichts auszusetzen. Im Gegenteil, Songs wie „Zementgarten“, „Insel“, „Nicht allein“ oder „Enten“ schocken live genauso wie in ihren Studioversionen, und bei ihrem vielleicht größten Hit „Freundin“ haben es die Schweizer Indie-Soul-Popper sogar geschafft, das ursprüngliche Akustikstück zu einer beschwingten Soul-Nummer aufzumotzen.
Ansonsten bleibt diese auf 500 Exemplare limitierte Live-LP die Argumente, weshalb man sie den Studioalben der AERONAUTEN beim Anhören vorziehen sollte, allerdings weitestgehend schuldig. Die Liedauswahl beispielsweise ist zwar zweifelsfrei gelungen, lässt aufgrund der begrenzten Spielzeit des Vinyls aber notgedrungen zahlreiche weitere Wünsche offen. Die Soundqualität ist ebenfalls okay, kann die intime Clubatmosphäre aber nur bedingt in die heimische Stereoanlage transportieren. Und zu guter Letzt beschleicht einen noch das Gefühl, dass die außergewöhnliche Aura, die die AERONAUTEN bei ihren Auftritten normalerweise umgibt, in diesem Fall nicht vollständig eingefangen werden konnte. Wie war das doch gleich mit dem Sinn und Unsinn von Live-Alben?