Eine Rezension zu einem GUN-Album auf blueprint-fanzine.de? Dazu muss etwas ausgeholt werden. Irgendwann im Jahre des Herren 1990 kam ich durch einen Freund mit dem Debüt der Schotten in Berührung. Trotz PIXIES und SONIC YOUTH hörte ich damals auch immer wieder (oder noch) klassischen Rock. Die melancholischen Songs, die warmen, getragenen Gitarren und die sonore Stimme von Mark Rankin hatten schon was, und der Titelsong „Taking on the world“ gefällt mir auch heute noch. Relativ schnell kam es zu Umbesetzungen, der Sound änderte sich, wurde härter, aber auch breitbeiniger und anbiedernder. Mit ihrem Cover des CAMEO-Songs „Word up“ wurden GUN dann einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. An diese Zeit will nun das Comeback-Album „Break the silence“ anknöpfen. Viele werden sich jetzt unwohl winden und bei dem nun folgenden Begriff Mainstream Classic Rock angewidert abwinken, doch es gibt nicht wenige Menschen, die BRYAN ADAMS und GUNS´N´ROSES oder auch den Zeiten nachtrauern, wo BON JOVI noch rockte („Keep the faith“). Diesen Menschen lege ich „Break the silence“ wärmstens ans Herz. Alten Fans der Band stößt sicherlich der Gesang von Bandgründer Dante Gizzi auf, der so gar nichts mit dem von Mark Rankin gemeinsam hat. Vielmehr denkt man bei ihm an den jungen Axl Rose. Doch im Kontext macht Dante das gut, „Break the silence“ ist ein stimmiges Paket aus Gute-Laune-Riff-Rock und den unvermeidlichen Balladen, die mit „How many roads“ zwei, drei Spuren zu klebrig, mit „Innocent thieves“ aber wenigstens recht knackig ausgefallen sind. Der Song steht stets im Vordergrund, die Musiker nehmen sich alle angenehm zurück. Keine Angebersoli, keine blöden Posen. Dagegen wirkt KID ROCK wie eine lahme Witzfigur. Okay, er ist auch eine, aber irgendwie muss man auch die Feinheiten in diesem Genre herausarbeiten dürfen. „Butcher man“, „14 stations“ und „Bad things“ sind prima Partyrocker., „No substitute“ der beste BON JOVI-Song der letzten 20 Jahre. Live sind die in die Jahre gekommenen Schotten zurzeit mit THE CULT unterwegs, was prima passt. Die Sternewertung spiegelt übrigens den Grad der Zielerfüllung wider. Freunde des Classic Rocks werden hier bestens bedient. Alle anderen: Finger weg!