DIE PIGS – Punk Chroniken 1990-1999

Wer sich zwischen Mitte und Ende der 90er Jahre mit deutschsprachigem Punkrock beschäftigt hat, dem werden THE PIG MUST DIE sicherlich noch ein Begriff sein. Die Band vom Niederrhein veröffentlichte damals kleine Punkrock-Klassiker wie „Es war einmal am Niederrhein“, „Die Zeit ist gekommen“ oder das für die damalige Zeit erstaunlich ausgereifte Doppel-Konzeptalbum „Die Geschichte von Richie“ und spielte sich mit ihrem poppig-melodischen Drei-Akkorde-Punk in die Herzen derer, die ansonsten gerne den alten Platten der TOTEN HOSEN oder später auch dem UNTERGANGSKOMMANDO lauschten. Nach dem Split der Band schien das Kapitel der Schweinchen eigentlich beendet, bis vor einigen Jahren plötzlich die PIGS auftauchten und unter neuen Namen sowie mit veränderter Besetzung genau dort weitermachten, wo sie einige Jahre zuvor aufgehört hatten.
Bei dem nun erschienenen Album „Punk Chroniken 1990-1999“ handelt es sich um eine Zusammenstellung aus (neu aufgenommenen) Liedern verschiedener Phasen der Bandgeschichte. So schön es auch ist, altbekannte Lieder wie „Pflasterstein“, „Auf großer Fahrt“, „Querdenker“ oder „Ich heiße Richie“ mal wieder zu hören, so halte ich die Neuaufnahmen dieser Stücke für nicht allzu sinnvoll, da sie sich nur geringfügig von den ursprünglichen Versionen unterscheiden. Interessanter sind für mich dagegen die ebenfalls auf diesem Tonträger enthaltenen neuen bzw. bislang unveröffentlichten Songs wie „Bombengirl“, „Tag X“ oder „Und die Zeit läuft weiter“, bei denen DIE PIGS beinahe nahtlos an ihre alten Zeiten anknüpfen. Nach wie vor strotzen die Lieder vor eingängigen Melodien und dicken Stadionchören und versprühen immer noch den bandtypischen jugendlichen Charme. Für jüngere Fans von poppigen Punkrockklängen dürfte diese Veröffentlichung also durchaus interessant sein. Wer dagegen bereits die alten Platten von THE PIG MUST DIE besitzt, sollte sich vorher überlegen, ob die Investition in diese, überwiegend von Remakes geprägte, CD tatsächlich lohnt.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.