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MATT BERNINGER – Get sunk

Mit Solo-Alben von SängerInnen namhafter Bands ist das immer so eine Sache. Erst ist da die Vorfreude – und dann nicht selten die Ernüchterung. Denn oft zeigt sich: Allein sind sie eben doch nicht ganz so großartig. Aber vielleicht ist genau das auch ein heilsamer Prozess. Eine Erinnerung daran, dass nicht zwangsläufig der Frontmann oder die Frontfrau der kreative Kopf einer Band sein muss.
Ich habe das vor langer Zeit zum Beispiel bei Jon Garcia bemerkt – ohne Josh Homme ist das alles nur halb so spannend. Und jüngst wurde mir erneut bewusst, welche zentrale Rolle jemand wie Mads Brauer bei EFTERKLANG spielt. Auf der Bühne wirkt er oft zurückhaltend, fast unscheinbar. Dabei ist er musikalisch essenziell.
Bei MATT BERNINGER war ich deshalb bereits im Vorfeld ein wenig skeptisch. Beim Reflektor-Wochenende mit Bryce Dessner in der Elbphilharmonie wurde mir nämlich deutlich, welch begnadeter und vielseitiger Komponist der Gitarrist von THE NATIONAL ist. Dass BERNINGER eine großartige Stimme hat, steht außer Frage. Aber was passiert, wenn er ohne Dessner arbeitet?
Im Grunde geht es genau darum auf „Get sunk“ – übrigens schon BERNINGERs zweites Soloalbum (ups!). Es dreht sich um das Thema Einsamkeit und die Frage, was vom Einzelnen bleibt, wenn das Kollektiv wegbricht. Um das Alleinsein – und die Notwendigkeit von Verbindung. Passend dazu klingt „Get sunk“ erstaunlich facettenreich: viel Folk, viel Melancholie – und vor allem viele Mitstreiterinnen und Mitstreiter.
Eine kleine Auswahl gefällig? Meg Duffy (HAND HABITS), Julia Laws (RONBOY), Kyle Resnick (THE NATIONAL, BEIRUT) sowie Walter Martin und Paul Maroon von THE WALKMEN. Nicht zu vergessen: Sean O’Brien als Produzent und Tontechniker – und viele weitere Namen, die im Booklet gelistet sind.
In dieser Konstellation ist MATT BERNINGER ein Album gelungen, das mühelos zwischen Genres changiert. Auch er selbst zeigt sich vielseitig – „Nowhere special“ etwa kommt mit Spoken-Word-Elementen daher, fast wie ein melancholischer Rap. Und doch wirkt das alles nie wahllos zusammengewürfelt. Im Gegenteil: „Get sunk“ ist ein ruhiges, klug arrangiertes Album geworden. Ein melancholischer, aber hoffnungsvoller Trip – nicht nur für Fans von THE NATIONAL.

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