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photos: Ibi Köster

MARATHON – 05.06.2025, Molotow (Hamburg)

Ihr Debütalbum hatte bei mir nicht ganz den erhofften Eindruck hinterlassen – zu glatt vielleicht, zu kontrolliert. Trotzdem war die Vorfreude auf das Konzert der fünf Niederländer*innen groß. Denn wer sie letztes Jahr beim Reeperbahn Festival im Backyard des alten Molotows erlebt hat, weiß: Diese Band kann live einiges. Damals war das eher ein Ausnahmezustand als ein Showcase – man hatte das Gefühl, sie hätten das gesamte Publikum im Griff.
Die Frage war also: Funktioniert das auch an einem gewöhnlichen Donnerstagabend, drinnen statt draußen, ein paar Meter weiter im neuen Molotow?
Schon nach den ersten Minuten war klar: Ja, und wie.
MARATHON stiegen mit „Out of Depth“ ein, einem Song, der so sperrig ist wie sein Name. Danach das nicht weniger ruppige „Mosquitoes & Flies“ – zwei Tracks, die live deutlich besser zünden als auf Platte. Erst mit dem shoegazigen „Tired“ öffnete sich der Sound ein wenig und ließ Raum für Melodie. Aber eigentlich war das schon
fast Nebensache: Entscheidend war, was auf der Bühne passierte.
Denn live drehen MARATHON auf – im besten Sinne. Der Lärm, das Feedback, der Druck: All das braucht ein gewisses Maß an Lautstärke, um wirklich zu wirken. Und es braucht eine Band, die bereit ist, sich vollkommen reinzuschmeißen. Genau das taten sie. MARATHON wirbelten über die Bühne, als hinge ihr Leben davon ab. Haare flogen, Gitarren wurden in die Höhe gerissen, Feedbacks gezielt gesetzt wie Statements. Im Zentrum des Ganzen: Bassistin Nina, die mit ihrer Energie so präsent war, dass man gar nicht anders konnte, als hinzusehen. Wären MARATHON eine Hardcore-Band, sie wären diejenige, die als Erste ins Publikum springt.
Was besonders hängen blieb: Die Dynamik nahm im Lauf des Konzerts nicht ab, sondern eher zu. Kein Durchhänger, kein Leerlauf. Nach gut einer Stunde war Schluss – und das Publikum sichtbar begeistert.

FLUPPE

Zuvor standen FLUPPE auf der Bühne, eine Hamburger Band mit viel 80s im Sound und einer Vorliebe für düsteren Indie/Post-Punk. Im Gegensatz zu MARATHON fiel ihre Performance zurückhaltender, fast schon introvertiert aus – musikalisch aber durchaus passend. Wo MARATHON laut und unmittelbar sind, setzen FLUPPE auf Atmosphäre und Text. Zwei Seiten einer ähnlichen Medaille, und das Publikum konnte mit beiden etwas anfangen.