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DIE NERVEN – Wir waren hier

Ich weiß nicht mehr, in welchem Zusammenhang, aber vor geraumer Zeit las ich über DIE NERVEN einen Satz, den ich damals so unterschreiben konnte: Eine tolle Band auf der Bühne, die den Live-Spirit aber nicht auf Platte festzuhalten vermag. Doch diese Zeiten haben sich lange geändert, sicherlich auch, da die Band Erfahrungen gesammelt hat, das Blatt irgendwann selbst in die Hand nahm und Sänger und Gitarrist Max Rieger auch als Produzent merklich gereift ist. Wer DIE NERVEN anno 2024 hört und „Wir waren hier“ in den Händen hält, hat eine ziemlich fett produzierte Platte vor sich, die aber nicht nur laut und bombastisch kann, sondern in den ruhigen Momenten sehr luftig und transparent daherkommt. Ähnlich wie sich die Band auch in den Texten gibt. Hat man in einem Song noch das Gefühl, einen rebellierenden Teen mit Weltzerstörungsphantasien vor sich zu haben, überwiegt im nächsten Song der Selbstzweifel und die Kritik am eigenen Handeln. Auf der einen Seite die Welt mit den sich türmenden schlimmen Nachrichten, auf der anderen Seite die Ohnmacht und Ignoranz davor. Kann man es ertragen, was anderswo passiert? Darf man das überhaupt? Oder muss man das sogar können? Ein Ignorant, wer da nicht auch an sich selbst zweifelt.
Musikalisch zeigen sich DIE NERVEN wiederum vielfältiger als je zuvor. In den ruhigen Momenten kommen mir mitunter sogar die späteren BLUMFELD in den Sinn, wenn es ballert, fahren DIE NERVEN einen schönen eigenen Kurs mit einem Mix aus Noise, Punk, Stoner Rock und Indiepunk, Post-Rock und Post-Punk, der nach wie vor insbesondere von seinen Steigerungen an Lautstärke und Dynamik lebt. Eine stete Wiederholung des eigenen Erfolgsrezepts muss man hier erfreulicherweise noch lange nicht befürchten!

Meine Bewertung