Da waren sie wieder, meine drei Gründe, warum ich zum heutigen Konzertabend mal wieder fast zu spät gewesen wäre. Erstens den Gehörschutz vergessen, und da heute Hardcore vom Feinsten auf der Speisekarte steht, ein Grund, nochmal kurz nach Hause zu eilen. Dann war unterwegs beim „Wegbierkauf“ wiedermal eine Schlange, und dann waren da auch noch diese bekloppten Cyclassics mit Busumleitung und allem, was dazugehört.
Vorbeigekämpft an diesem Berg aus Hindernissen war ich dann fünfzehn Minuten vor offiziellem Beginn endlich am Logo angelangt. Und dann geht es auf einmal auch schon überpünktlich mit den ersten Klängen los. Den Anfang macht die französische Truppe S-CORE aus Straßburg, die mit ihrem (gefühlt) drei Meter hohen Sänger auch schon mal zeigt, wo das Doublebass-Pedal steht.
Als nächstes betreten VENGINCE aus den USA die Bühne, meine persönliche Entdeckung des Abends, mit einer krassen Mischung aus Hardcore, Metalcore mit ordentlichen Breakdowns und einigen progressiven Elementen (habe noch nie vorher eine Metal-/Hardcore-Band mit Keyboard gesehen) geradezu Ergebnisgastronomie fürs Ohr. Mittlerweile hat sich das anfangs relativ leere Logo auch gut gefüllt.
Doch kommen wir nun zum eigentlichen Grund meines Konzertbesuchs: als PRO-PAIN endlich die Bühne betreten, ist sofort klar, wer hier das Sagen hat. Mit wenig neuen Songs vom aktuellen Album „No end in sight“, dafür aber sehr vielen alten Songs der großen Kracheralben „Foul taste of freedom“ und „Contents under pressure“ gibt es gut 90 Minuten lang Oldschool-Hardcore. Absolut überzeugt hat der Eindruck, dass es wirklich nur um die Musik und die Songs ging und nicht um dieses in der Hardcoreszene viel zu lästige und übertriebene „Positive Mental Attitude“-Gehabe, was sich dann auch am für Hamburg eher untypischen HC-Publikum gezeigt hat. Es geht also von Song zu Song, ohne großartige Ansagen von Gery Meskil, dafür aber durchgehend, wie man so schön sagt, auf die Fresse. Zum Schluss gab es dann noch einen kleinen musikalischen Gruß an die befreundeten BÖHSEN ONKELZ mit Terpentin, auf der Toilette wurde über die Notwendigkeit dieser Zugabe noch ein wenig diskutiert, bevor es dann völlig begeistert und zufrieden von diesem gelungenen Konzertabend nach Hause ging. Jederzeit gerne wieder!