Die MELVINS und ich, wir sind schon welche. Es gibt wohl keine zweite Band auf diesem Planeten, zu der ich eine ähnlich seltsame Beziehung habe. Denn wenngleich ich normalerweise ein recht kauffreudiger Musikhörer bin, der eine recht stattliche Anzahl an Scheiben im Schrank hat, die MELVINS ihrerseits eine überaus veröffentlichungsfreudige Band sind, die es im Laufe ihrer Karriere auf mehr als 30 (!!) Alben gebracht haben, habe ich noch nie eines von ihnen gekauft (gebrannt habe ich sie im übrigen auch nicht, denn so etwas macht man einfach nicht). Dennoch kenne ich seit ihrem Beinahe-Durchbruch mit "Houdini" 1993 fast jedes einzelne davon, die meisten davon mag ich sogar und bin deshalb auch schon fünfmal zu einem ihrer unglaublichen Konzerte gefahren. Und wenn sie das nächste Mal in der Nähe sind, werde ich wieder da sein.
Wenn sie mit derselben Mannschaft auf Tour gehen, die auch dieses neue Album eingespielt hat, dann werden sie wieder mit zwei Schlagzeugern kommen. Wie im letzten Jahr. Dass das der totale Wahnsinn ist, braucht im Falle MELVINS kaum noch erwähnt zu werden, denn schon Dale Grover allein scheint mehr als nur zwei Arme und zwei Beine zu haben und spielt damit präzise wie ein Uhrwerk. Und wie sich auf der letzten Tour zeigte, steht ihm da sein neuer Mitstreiter in nichts nach.
Das neue Album knüpft nicht nur personell an das letzte an, auch musikalisch liefern sie bewährte Kost. Brettharte Riffs, King Buzzos unglaubliches Organ, gewaltige Beats, denen man nicht immer anhört, dass hier tatsächlich zwei Trommler am Werk sind, denn oftmals spielen sie auch einfach dasselbe. Keinerlei Elektronik-Elemente mehr, mit denen die Band zwischenzeitlich liebäugelte, alles handgemacht, brutal und unverwechselbar. Dass "Nude with boots" nicht ihr bestes Album ist, geschenkt. Denn dass die MELVINS das nach all der Zeit immer noch so machen und sich nach so langer Zeit und der Masse an Alben immer noch nicht müde gespielt haben, fordert einem Respekt ab. Diese Band ist einzigartig.