Das Prinzip der während der Corona-Pandemie ersonnenen Strandkorb-Konzerte klingt im ersten Augenblick charmant: Sich genüsslich im Strandkorb räkeln, dabei eisgekühlte Getränke aus der neben dem Korb bereitgestellten Kühlbox süffeln und der Musik seiner Lieblingsbands lauschen – das klingt doch nach jeder Menge Spaß und Urlaubsflair! Dass dieses Konzept aber gerade im Punk-Bereich nicht funktionieren kann, wurde beim Auftritt von DRITTE WAHL im Hamburger Hafen relativ schnell deutlich. Angefangen dabei, dass die Kulisse in Form eines hinter der Bühne ankernden Kreuzfahrtschiffs auf die meisten Anwesenden einfach nur befremdlich wirkte, bis hin zum von einem bekannten Discounter präsentierten Rahmenprogramm, welches durch die hilflosen Animationsversuche eines Moderators namens „Mr. Happy“ (sic!) sowie dem Einsatz einer so genannten „Kiss Cam“ zu einer einzigen Fremdscham-Parade verkam. Die etwa acht Meter hohe Bühne war einer Interaktion zwischen Band und Publikum auch nicht gerade zuträglich, aber vermutlich notwendig, um auch den Zuschauenden in den hinteren Reihen eine uneingeschränkte Sicht zu ermöglichen. Eine richtige Konzertatmosphäre kam dabei aber erwartungsgemäß nicht auf. Die Rostocker ließen sich ihre gute Laune davon allerdings nicht verderben und waren sichtlich erfreut, in Zeiten wie diesen überhaupt wieder Konzerte spielen zu können. Erwartungsgemäß gab es überwiegend Stücke der letzten beiden Alben wie „Der Himmel über uns“, „Was zur Hölle…“, „Brennt alles nieder“, „Zum Licht empor“ oder „25 Cent“ zu hören, wobei zu meiner Überraschung allerdings auch ein Non-Album-Track wie „Der große Tag“ den Weg ins Programm gefunden hat. Von den alten Deutschpunk-Klassikern fanden hingegen lediglich die Songs „Auge um Auge“ und „Greif ein“ Berücksichtigung, was insofern schade ist, dass es DRITTE WAHL somit versäumt haben, den eingangs bemängelten Rahmenbedingungen zumindest ein paar klare musikalische Spitzen entgegenzusetzen. Auch hätte ich mir bei den Ansagen ein paar deutlichere Worte zur Lage von Welt und Nation gewünscht, lediglich vor dem von Julian Assange handelnden Stück „Ikarus“ wurden einmal ein paar kritische Töne angeschlagen. So blieb im Endeffekt leider der Eindruck, dass sich DRITTE WAHL eher dem weichgespülten Veranstalter-Konzept angepasst haben, als die ihnen bereitgestellte Bühne zu nutzen, um eine klare politische und gesellschaftskritische Haltung zu zeigen. Möglicherweise hätten sie einen großen Teil des Publikums, das noch Minuten nach Konzertende den Refrain des Rausschmeißers „Fliegen“ vor sich hin summte, damit aber sowieso nicht mehr erreicht.