Wenn es um die BABOON SHOW geht, avanciere ich glatt zu einem kleinen Fan-Boy. Seit ihrer ersten in Deutschland erhältlichen Veröffentlichung „Punkrock harbour“ haben mich – mit Ausnahme des doch eher durchwachsen Werkes „People’s Republic Of The Baboon Show Formerly Known As Sweden” – alle Veröffentlichungen der Band begeistert, ich habe zahlreiche ihrer Konzerte besucht und auch in meinem Bekanntenkreis die eine oder andere Person mit dem BABOON SHOW-Virus infiziert. Auch als zuletzt vermehrt Stimmen laut wurden, die Auftritte der Band würden zunehmend durchchoreographiert wirken, konnte dies meinen Enthusiasmus nur geringfügig schmälern, denn abgesehen vom ganzen Drumherum haben die Schwed*innen musikalisch immer gut abgeliefert. Dementsprechend irritiert bin ich, dass mich ihre neue EP auf Anhieb so gar nicht anspricht. Natürlich muss man die Umstände berücksichtigen, unter denen „I never say goodnight“ entstanden ist – Corona hier, über den Haufen geworfene Pläne dort, und schwuppdiwupp wurde aus dem für November 2020 ursprünglich vorgesehenen Longplayer lediglich ein Miniatur-Lebenszeichen in Form dieser vier Songs. Doch letztendlich ist dies keine Erklärung dafür, dass die Lieder so sind wie sie sind – nämlich aus meiner Sicht ziemlich saft- und kraftlos. Dabei geht der Titeltrack eigentlich recht vielversprechend los. Ein melancholischer Einstieg, der geradewegs dazu prädestiniert wäre, einen Spannungsbogen aufzubauen… doch im Endeffekt kommt das Lied irgendwie nicht so richtig aus dem Quark und bleibt lediglich als halbgare Hardrock-Ballade im Gedächtnis. Das darauffolgende „Which way will you go“ kann mich ebenso wenig überzeugen und versprüht in den Strophen gar einen Hauch von Tennessee, was zusätzlich durch eine eingestreute Mundharmonika unterstrichen wird. Und auch das dritte Stück „Some piece of peace“ lässt – abgesehen von Cecilia Boströms durchaus engagierten Gesang – die mitreißende Energie vermissen, die die BABOON SHOW in der Vergangenheit stets ausgezeichnet hat.
Um es an dieser Stelle einmal zu betonen – es liegt meines Erachtens nach nicht vordergründig am gedrosselten Tempo der Lieder, denn in der Vergangenheit haben es auch Songs wie beispielsweise „All of me“ oder „Working all night and day“ geschafft, mich trotz ihres eher gemächlichen Charakters mitzunehmen. Doch irgendwie erwecken THE BABOON SHOW bei mir mit ihrem neuen Material den Eindruck, als würden sie sich gerne weiterentwickeln wollen. Als wenn sie das Gefühl haben, dass sie außerhalb der Punkrock-Blase, in der sie sich in der Vergangenheit überwiegend bewegt haben, noch etwas viel Größeres erwartet, sie sich aber nicht 100%ig sicher sind, ob sie dort auch tatsächlich hinwollen und mit dieser EP eine Art Versuchsballon steigen lassen. In dieser Sicht wirkt auch die abschließende (mit einer zusätzlichen auf Spanisch gesungenen Bridge versehene) Akustik-Version von „You got a problem without knowing it“ wie ein Sinnbild dieses Prozesses, da dies einerseits zwar der Song ist, der die Band groß gemacht hat, er nun jedoch in einer Variante dargeboten wird, die nicht mehr so recht zu seiner ursprünglichen Zielgruppe passt. Bleibt also die spannende Frage, ob THE BABOON SHOW in Zukunft tatsächlich eher im großen Rock-Zirkus mitmischen, oder ob sie wieder in den einst inbrünstig besungenen Punkrock-Hafen zurückkehren.