Da hatte die zuständige Booking-Agentur aber ein fettes Paket zusammengeschnürt: Die Psychodelic-Gothpunk-Legende THE DAMNED, die niederländischen Rock’n’Roll-Überflieger PETER PAN SPEEDROCK, die Horrorpunk-Bands BLITZKID und THE OTHER, das Hamburger Punkrock-Urgestein RAZORS und die Psychobilly-Punks SEWER RATS aus Köln luden zum gemeinsamen Schwofen ein. Beim Betreten der Markthalle fiel sofort auf, dass dies endlich mal wieder eines der mittlerweile selten gewordenen Konzerte ist, an denen ich den Altersdurchschnitt eher senke als in die Höhe treibe. Bierbäuche, Tattoos und ausschließlich schwarze Klamotten beim Publikum stellten zudem unmissverständlich klar, dass hier an diesem Abend keine Kniffel-Runde stattfindet.
Die SEWER RATS hatten zum Zeitpunkt unseres Eintreffens jedoch ihren Kontrabass bereits wieder eingepackt und BLITZKID das Feld überlassen. Die Amis mit dem voluminösen Frontmann und dem quirligen Bassisten lieferten im wahrsten Sinne des Wortes eine Mordsshow ab und spielten Songs, wie sie die MISFITS auf der „Famous monsters“-LP auch nicht besser hinbekommen haben. Da ich BLITZKID bisher nur vom Hörensagen kannte, stellten sie für mich definitiv die positive Überraschung des Abends dar!
Die RAZORS wirkten im Anschluss zwar ebenso authentisch wie sympathisch, ihre Songs klangen jedoch leider ein wenig überholt. Vielleicht lag es aber auch an der großen Halle, dass bei ihrem Auftritt keine richtige Stimmung rüberkam, denn bei einem früheren Gig in einem kleineren Club hatte mich die Band noch mehr überzeugen können. THE OTHER dagegen waren soundmäßig noch frisch & unverbraucht und wurden von einem Großteil des Publikums frenetisch abgefeiert. Somit konnten die Jungs ihren Ruf als beliebteste deutsche Horrorpunkband eindrucksvoll untermauern. Auf PETER PAN SPEEDROCK war ich besonders gespannt, denn ich hatte im Vorfeld schon einiges Positives über die Live-Qualitäten der Niederländer gehört. Vielleicht lag es ja gerade an diesen hochgesteckten Erwartungen, jedenfalls war ich von dem Auftritt ziemlich enttäuscht. Eine 08/15-Hardrock-Show ohne Höhen und Tiefen.
Dann war es soweit: THE DAMNED betraten die Bühne. Auch nach über 30 Jahren Punkrock wirkten die Punkurgesteine von der Insel zur allgemeinen Erleichterung noch sehr frisch, lediglich Gitarrist Captain Sensible scheint dahingehend gereift zu sein, dass er Krankenschwesteruniformen und Balletkleidchen im Gegensatz zu früheren Tagen lieber zu Hause im Schrank lässt. Die Gentlemen legten einen überzeugenden Auftritt hin, geizten nicht mit Hits und ließen im Gegensatz zu zahlreichen anderen Legenden aus der Anfangszeit des englischen Punk ein zufriedenes Publikum zurück.
An den weiteren Verlauf des Abends kann ich mich dann aufgrund eines mittlerweile erheblichen Alkoholpegels nicht mehr erinnern – wir waren ja schließlich nicht zum Kniffeln da.