Als ich da noch so wartend vorm Molotow stand und mir das Plakat von 65DAYSOFSTATIC anschaute, dachte ich mir, es würde heute Abend bestimmt nicht so voll werden. 15 Euro Eintrittspreis finde ich persönlich doch schon ein wenig abschreckend, und auch andere Besucher waren nicht ganz so begeistert. Darauf nahm ich einen guten Schluck meines Bieres, das ich mir, schlau wie ich bin, bei der Tanke erworben hatte. Und fast im selben Moment kam auch schon meine Begleitung, und wir betraten den überraschenderweise sehr gut gefüllten Laden. Die Vorband LONG DISTANCE CALLING hatte bereits angefangen, so dass wir auch prompt unterhalten wurden. Doch nach zwei monotonen und nicht besonders innovativen Songs wurde uns die musikalische Darbietung zu langweilig und wir beschlossen, das nächste Bier draußen zu trinken. Irgendwie stieg bei Jens und mir auch die Spannung, denn 65DAYSOFSATATIC wurde als sehr gute Live-Band angepriesen und auch die unerwartet hohe Anzahl an Besuchern versprach Gutes.
So, wir dann auch wieder rein, denn man will ja nicht ganz hinten stehen. Und obwohl die Hauptband noch nicht angefangen hatte, standen die Leute dicht gedrängt vor der Bühne. Aber dann, knappe zehn Minuten später, ging es los. Und wie! Das Publikum wackelte mit den Köpfen wie nichts Gutes. Natürlich stand genau neben mir so ein langhaariger Zottel, der seine Mähne nicht im Zaume halten konnte. Stellenweise kam ich mir fast vor wie auf einem Heavy Metal-Konzert. Sehr ungewöhnlich, denn 65DAYSOFSATATIC spielen eine Mischung aus Elektro und Indie, und das mit einer Power, die seines gleichen sucht. Mal melodisch, mal brachial, aber alles perfekt gespielt. Und von der Show her waren die Jungs auch unbezwingbar. Besonders der Bassist neigte zum Experimentellen, so hing er beispielsweise zwischendurch seinen Bass an der Decke auf und bearbeitete ihn und das Schlagzeug gleichzeitig mit Drumsticks. Zum Teil war es wirklich beeindruckend, was da für Soundwände auf einen zukamen. Was ich ja immer ein bisschen blöd finde, ist, wenn Bands komplett auf den Gesang verzichten. Aber was will man auch schon zu solch außergewöhnlichen Soundkulissen singen? Auf jeden Fall war das Konzert von 65DAYSOFSATATIC ein echtes Erlebnis, das sowohl Augen als auch Ohren ansprach. Wirklich mal was anderes.