Gegen Ende letzten Jahres machten GREEN CONCORDE erstmals in Deutschland Halt. Das Debüt-Album der Dänen war hierzulande zwar noch nicht veröffentlicht, aber dennoch fand sich ein Haufen Zuschauer im Grünen Jäger ein, um der Band Beachtung zu schenken, nachdem der Auftritt beim Reeperbahnfestival ja leider abgesagt werden musste. Ich bin mir nicht sicher, ob es an der Mundpropaganda lag, immerhin ist hier hiesiges Label Pop-U-Loud auch in Hamburg beheimatet und die Indie-Szene eh eine eingeschworene Gemeinde. Oder aber vielleicht auch an den ganzen Schreibern, denen die Promo-Version von „Ten cities“ bereits vorlag. Die bringen dann ja auch gern ihre besten Freunde mit, wenn die Musik gefällt.
Was auch immer der Grund war, der Laden war gut gefüllt, die Stimmung entsprechend. Aber bevor es richtig losging, interviewte ich die Band oben im Backstage-Bereich, erfuhr nebenbei, dass Gitarrist Carsten früher bei I AM BONES im Dienste stand, die ich in gleichen Räumlichkeiten nur einen Monat vorher interviewte. Aber nicht nur das kam im Interview heraus, lest selbst, was die neuen Labelmates von SOMETREE so zu sagen hatten:
[F] Ich habe erstmalig im Rahmen der Molotow-Demos von Euch gehört. Da fiel mir ein 3-Track-Demo in die Hand, wovon sich zwei Songs in überarbeiteter Form auf Eurem Debütalbum wieder finden. Was ist aber aus dem dritten Song geworden? Das war eigentlich mein Lieblingssong…
[A] Wir haben den Song zwar aufgenommen, aber er fiel leider raus, weil er im Vergleich zu den anderen Sachen zu unterschiedlich klang. Aber live spielen wir ihn manchmal noch, weil er uns auch gefällt.
[F] Ansonsten fiel noch auf, dass Ihr früher viel mit zwei Gesängen gearbeitet habt, heute nur noch selten.
[A] Stimmt, das war noch zu Zeiten der Split-EP mit WE VS. DEATH. Für das neue Album haben wir uns allerdings entschieden, etwas „straighter“ aufzunehmen. Die Gitarren-Linien wurden diesmal nicht dreimal gespielt, sondern sehr sauber und direkt.
[F] Dadurch klingt Euer Album aber auch ein wenig düsterer als die alten Sachen.
[A] Ja, genau.
[F] Wie kam eigentlich der Kontakt zu Pop-U-Loud zustande?
[A] Unsere Split-EP haben wir auf Morning Side Records herausgebracht, wo ja unter anderem auch die FIGURINES sind. In Deutschland veröffentlichen die FIGURINES über Pop-U-Loud, und da beginnt sozusagen die Connection. Pop-U-Loud hat uns dann auf dem Spot-Festival (http://www.spotfestival.dk/) gesehen, und so kam alles weitere zustande…
[F] Sowohl Euer Bandname als auch der Albumtitel „Ten cities“ klingen sehr nach Reisen. Ein Hobby?
[A] Wir mögen zwar gerne verreisen, aber tun dies gar nicht so oft. So viel Bedeutung hat der Bandname auch nicht. Wir wollten nur einen Namen haben, der gut klingt und gut aussieht. Das Konzept mit dem Reisen, das auch zur Promotion aufgegriffen wurde, kam erst nachträglich in unseren Sinn.
[F] Ihr habt Euch den Bandnamen ja erst mit dem neuen Sänger zugelegt. Kam damit auch eine musikalische Veränderung?
[A] Bevor Morten zu uns kam, haben wir mehr Country-Instrumental-Post-Rock gemacht. Aber die musikalische Veränderung geschah nicht bewusst, sondern natürlich.
[F] Habt Ihr musikalisch gemeinsame Vorlieben?
[A] Ja, es gibt schon einige Sachen, wo wir sehr einig sind. Und somit gibt es sicher auch ein gleiches Level, wenn wir Musik machen. Das ist keine bewusste Sache; wenn wir zusammen jammen, entwickelt sich die Musik automatisch in eine bestimmte Richtung.
[F] Ich las, dass Ihr durch die Musik Aggressionen abbaut. Ist das tatsächlich so?
[A] Ja, wenn man probt, kann man machen, was man möchte. Und man lässt seinen Arbeitsalltag hinter sich zurück. Meistens werden Bands doch gegründet, weil sich die Leute cool fühlen, Rock & Roll mögen oder was Wichtiges zu sagen haben.
[F] Inwiefern hatte diese Ansicht Einfluss auf die reduzierte Produktion?
[A] Viele Leute mochten uns gerne live sehen, sahen allerdings einen großen Unterschied zum Sound auf der Platte. Wir wollten jetzt das Live-Feeling etwas besser herüberbringen. Das ist ziemlich schwierig, allerdings finden wir, dass uns das mit der neuen Platte recht gut gelungen ist.
[F] Als ich das erste Mal vor ein paar Jahren auf Eurer Homepage war, hatte ich den Eindruck, dass Euer Artwork schon ziemlich professionell war, selbst, wenn Ihr noch auf der Suche nach einem Label wart.
[A] Ja, wir machen Designs, die Homepage und das Cover gerne selbst, und die meisten von uns sind künstlerisch auch recht interessiert. Es ist klasse, wenn uns das Label da nicht versucht hineinzureden. Ich denke, dass das Visuelle die Musik unterstützt.
[F] Und das läuft alles komplett Label-unabhängig?
[A] Uns interessiert natürlich die Meinung Außenstehender, und von daher tauschen wir uns schon gerne miteinander aus. Das Label hatte am Ende beispielsweise auch Einfluss auf die Zusammenstellung der Songs.
[F] Besonders gut gefällt mir an Eurer Platte, dass sie sich von den meisten aktuellen Veröffentlichungen soundtechnisch und musikalisch doch sehr unterscheidet.
[A] Ich habe mal etwas von „The New Way of Danish Music“ gelesen, aber dass wir in eine bestimmte Schublade passen, finde ich nicht. Wir sind halt drei Musiker und ein verrückter Sänger und spielen Rock & Roll.
[F] Aber was würdet Ihr denn selbst auf die Schublade schreiben, wenn Ihr sie beschriften müsstet?
[A] Open! Broken but open!
[F] Was möchtet Ihr mit dem Debüt-Album erreichen?
[A] Wir hoffen, dass es einigen Leuten gefällt, und dass wir ein paar Shows spielen. Das Beste ist, wenn man von Leuten angesprochen wird, dass sie das Album mögen und was es ihnen bedeutet. Aber so etwas mag natürlich jeder gern. Das ist sicherlich eine menschliche Eigenschaft.
[F] Könntet Ihr Euch auch vorstellen, zum Beispiel auf einem Gothic-Festival zu spielen?
[A] Auf einem Festival schon. Wenn man dort einen guten Job macht, könnte es sein, dass man vielleicht fünfzehn Leute erreicht. Und das wäre es schon wert. Wenn man einfach mal falsch gebucht wird, wäre das jetzt auch kein Drama.
[F] Auch wenn Ihr in der Indie-Szene sicherlich besser aufgehoben seid, könnte ich mir vorstellen, dass das Düstere, Kühle auch andere Fans erreichen könnte.
[A] Wir haben auch einige Shows zusammen mit WE VS. DEATH gespielt, die man eher dem Post-Rock zuordnen kann. Aber das Publikum mochte uns trotzdem. Ich glaube zwar nicht, dass das mit der Gothic-Szene funktionieren würde, aber vielleicht würde das Publikum das anders sehen. The box is open!
http://www.greenconcorde.com
http://www.populoud.de/