An jenem Freitagabend im warmen Januar schlurte ich meine zwei besten Freunde aus Göttingen mit ins Logo und stimmte sie bereits auf ein richtig gutes Konzert ein. Die beiden kannten ULME noch nicht, aber ich kenne die beiden so gut, um schon vorher behaupten zu können, dass ihnen das Konzert gefallen wird. Dachte ich… Musik der härteren Gangart gehörte schließlich zu unserer musikalischen Entwicklung dazu, für KYUSS konnten wir uns damals unisono begeistern, und gegen ausufernde Songstrukturen hatte eigentlich auch nie jemand etwas einzuwenden. Nur das Logo ist halt so ´ne Sache. Eher Metal-Schuppen als Indie-Club, der Mischer legt während der Umbaupausen gerne einmal H-BLOCKX auf, … Na ja, ich hatte sie jedenfalls vorgewarnt.
Gegen den Club hatten sie letztlich doch nicht viel einzuwenden, und dass hier heute fast nur unstylishe ehemalige Metal-Typen, dreißig aufwärts, herumliefen, fanden wir sogar ganz angenehm. CHÄIRWALK als Einstimmung waren zwar nicht wirklich gut, aber wenn man vor der Bühne stand, wo der Sound schön laut war und die Band ordentlich posierte, konnte man für den Moment sogar Gefallen daran finden. Nur auf der Toilette, wo die optische Präsenz und die Lautstärke fehlten, klangen die Songs dann doch eher nach Mittelmaß. Aber egal, für die Vorband von ULME schon ganz in Ordnung.
Auf ULME hatte ich mich wirklich riesig gefreut. Das letzte Mal hatte ich sie vor fast genau zehn Jahren in Oldenburg gesehen, damals mit BLACKMAIL im Vorprogramm, die zu jenem Zeitpunkt kurz vor der Veröffentlichung ihres Debüt-Albums standen. Irgendwann hatte sich die Band dann ja aufgelöst wegen familiärer und somit bandinterner Streitigkeiten, doch nun waren sie wieder da, und das erste Lebenszeichen seitdem, die EP „The glowing“, gefiel mir mit ihren subtilen Melodie-Parts doch ziemlich gut.
Na gut, der Anfang des Konzertes war nicht so berauschend, aber man muss bedenken, dass es damals noch wenige Bands gab, die Hardcore mit Noise- und Stoner-Rock (damals noch „Wüstenrock“ genannt) vermischten. Okay, die nächsten drei, vier Songs waren auch nicht viel besser, und ich konnte so langsam nachvollziehen, warum meine Jungs nicht wirklich glücklich aussahen. Aber das wird schon noch, man muss sich nur ein wenig in den Sound der Flensburger reinhören und ein bisschen Bier konsumieren. Nach einer Dreiviertelstunde sah ich es ein: dass die beiden noch nicht völlig entnervt waren, verdanke ich einer guten Freundschaft zu ihnen, sie wussten ja, dass ich mich so sehr auf dieses Konzert gefreut hatte. Und ich selber musste mir eingestehen, dass auch ich nach einem halben Song weggegangen wäre, hätte ich die Band heute zum ersten Mal gesehen. In den vergangenen zehn Jahren hat sich nun mal einiges getan, und auch Bands mit der Kombination von Einflüssen aus dem Stoner- und Noise-Rock gibt es mittlerweile nicht wenige. Bei ULME klang aber irgendwie alles schon tausendfach gehört, den Gesang mit dem Wechselspiel zwischen Gesang und Geschrei gibt es bei vielen Bands in besserer Ausprägung, und eine gute Live-Show geht auch anders. Aber für mich war es nun mal so, wie wenn ein Hardcore-Kid plötzlich die Reunion von YOUTH OF TODAY miterlebt. Den Titel-Track ihrer neuen EP wartete ich noch ab, dann hatte ich Erbarmen mit meinen Freunden. Ein seltsames Gefühl…