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I AM BONES – Der Zwist um den Indie-Rock

Am Monatsersten kam die Band in den Grünen Jäger, wegen der ich von Kollege mb soviel Schelte erntete. Nicht, weil ich I AM BONES gut finde, sondern, weil ich mich als Indie-Hasser outete. Da halfen auch keine inhaltlichen Erklärungsversuche und eine Einschränkung zum Ende des Textes. Aber soll ich stattdessen besser lügen? Wie dem auch sei, das Debütalbum von I AM BONES gefiel mir sehr gut, und es ist purer Indie-Rock. Da machte es natürlich doppelt Sinn, Johannes Gammelby, den Kopf hinter der Band, vor dem Konzert über das Entstehen des tollen Albums und die Zukunft zu befragen. Und außerdem spielten nach I AM BONES noch die großartigen TOKYO SEX DESTRUCTION. Denn die sind live eine wahre Bank und machen keinen Indie-Rock. Waren früher zwar besser, aber das ist ein anderes Thema.
Dummerweise lieferte mein Diktiergerät am Ende des Interviews nur Bandsalat, und so musste der arme Johannes alles Gesagte auch noch mal per Hand abtippen. Aber er war flink – auf geht’s:

[F] Ihr mögt angäblich gern Totenköpfe, Blut und heißt I AM BONES. Wie sah bei Euch gestern Helloween aus?
[A] Hehe, wir waren zu sehr mit dem Umzug unseres Drummers beschäftigt. Er zieht gerade mit seiner Freundin zusammen. Aber wir haben ein paar kleine Mädchen gesehen, die mit „trick or treatin'“ beschäftigt waren. Yeah, Totenköpfe und Schwimmbäder voller Blut sind cool, aber ich wette drauf, Du hast das im Presse-Info zur CD gelesen. Das war die Idee unseres dänischen Labelchefs Jesper und auch nicht allzu ernst gemeint. Der Bandname bezieht sich darauf, dass ich dazu neige, kurze Songs zu schreiben, die am Ende des Tages einen fertigen Körper bilden, wenn ich das komplette Material betrachte – zumindest sehe ich das so.

[F] Interessierst Du Dich ernsthaft für Heavy Metal? Eure Musik klingt ja eher nach klassischem Indie-Rock?
[A] Ja, ich stehe irgendwie auf Metal, aber nicht im Sinne von IRON MAIDEN. Ich mag Bands wie die MELVINS, THE PSYKE PROJECT, HATESPHERE, MNEMIC und THE DILLINGER ESCAPE PLAN, aber das ist auf alle Fälle nur ein Teil von dem, was ich höre. Ich weiß, dass das Album nach Indie-Rock klingt, aber ich bin weder fähig, Metal zu schreiben, noch zu spielen, und deshalb lasse ich’s lieber. Ich mag die Ästhetik vom Metal, weil sie dich zerreißt und vergewaltigt. Ich find’s klasse, wenn Musik so etwas vermag, und ich versuche, dies in die Pop-Musik, die ich schreibe, mit einzubauen.

[F] Ich habe gelesen, dass Du ein Profi-Golfer warst. Ist das nicht ein Widerspruch zum Indie-Rock? Und gab es einen Punkt in Deinem Leben, wo Du Dich für eine Sache entscheiden musstest?
[A] Nein, ich war zwar kein Profi, aber ziemlich gut; ich habe in der Regional-Liga gespielt. Über die Beziehung zwischen Golf und Rockmusik habe ich aber trotzdem nachgedacht. Es hängt sicherlich vom jeweiligen Fokus ab, aber ich denke, es gibt Parallelen, beispielsweise, dass man erst zur Verantwortung gezogen wird, wenn’s nicht mehr läuft. Ein Schlag, ein Song. Die Konsequenzen, Du gegen Mutter Natur oder Du gegen den Song, sind in beiden Fällen gleich. Eines Tages musste ich mich entscheiden. Mein Haar war zu lang, mein Golfjunge hatte Piercings im Gesicht, und wir entwickelten eine Vorliebe für Likör. Deshalb standen wir letztlich vor der Wahl, welcher Posse wir uns zugehörig fühlten: Rocker oder die Weicheier-Golfer. Ich schlage vor, wir endeten irgendwo in der Mitte…

[F] Spielst Du heute noch Golf?
[A] Nein, leider nicht. Ich würde es gern bald mal wieder machen, aber wo uns gerade der Winter bevorsteht, bin ich derzeit froh, es nicht zu tun. Golf im Winter ist nämlich scheiße!

[F] Was bedeutet der Titel „Wrong numbers are never busy“?
[A] Ähm, hast Du Dich schon mal verwählt, und Du wurdest mit den Worten „We are busy at the moment“ aus der Leitung gekickt? An der Wahrheit der Aussage zweifel ich. Der Titel ist eine Metapher für meine Beziehung zu den Frauen. Ich neige dazu, mich in Frauen zu verlieben, die mir nicht gut tun. Wie eine falsche Nummer. Und sie sind nie beschäftigt, weil sie einfach nur verrückt sind und jeder andere sich zum Teufel noch mal von ihnen fern hält…

[F] War das Album eigentlich Deine Arbeit, oder habt ihr als gesamte Band daran geschrieben?
[A] Ich schrieb und leitete das Ganze. Seit dem 18. Geburtstag spielte mein Jugendidol Piet Breinholm die Drums und meine Vaterfigur Gaute Niemann den Bass. Der Produzent und ich kümmerten uns um die Overdubs. Nachdem die Platte fertig war, dämmerte es mir, dass ich eine Live-Band bräuchte. Und so suchte ich schnell ein paar Typen zusammen, und wir fingen an, Shows zu spielen.

[F] Du erzähltest, dass Du die komplette Backing Band ausgetauscht hast. Wird das einen Einfluss auf die kommende Platte haben?
[A] Ja, seitdem wir anfingen, habe ich die gesamte Crew ausgetauscht, weil alles zu Beginn noch so überstürzt war. Aber ich fühle ganz ernsthaft, dass die Tage der Besetzungswechsel nun vorbei sind. Ich könnte jedenfalls mit keinen anderen Leuten in der Band glücklicher sein. Wir haben bereits angefangen, das kommende Album zu umreißen. Klar, wird die Band als Einheit ein zusammenhängenderes und stärkeres Album machen. Ich mag die Ideen lieber wie beim Tischtennis miteinander austauschen, als mir die Bälle nur selbst zuzuspielen. Und darf ich noch hinzufügen, dass das nächste Album großartig wird? Das wird es!

[F] Was sind Deine Lieblingssongs auf dem aktuellen Album?
[A] Ich mag den Song „Honeytrap“, weil er so anders klingt als die Sachen, die ich sonst mache. Lange, geduldig, komplett melodisch, er fühlt sich einfach gut an. Und ich mag „The beat is satan“, „Building hospitals“ und „Talk to the hand“. Gut, stark und merkwürdige Pop-Songs!

[F] Hast Du mit anderen Bands aus Dänemark und Labels wie Play/Rec zu tun?
[A] Ja, es gibt eine richtige Community um unser dänisches Label Morningside Records. Morningside hat einige der besten dänischen Bands unter Vertrag, wie UNDER BYEN, FIGURINES, LARSEN & FURIOUS JANE, I AM BONES (hehehe), JOMI MASSAGE, SPEAKER BITE ME und OH NO ONO. Und wir helfen uns gegenseitig aus und spielen zusammen Shows. Für das Album brauchte ich beispielsweise eine Geige, und es genügte ein kurzer Anruf bei Nils von UNDER BYEN, damit er vorbeikam und einige schöne Parts einspielte. Torsten von LARSEN & FURIOUS JANE produzierte das Album, wir spielten viele Shows mit den FIGURINES, und ich hoffe, eines Tages mit Christian Hjelm von den FIGURINES zusammenzukommen, um gemeinsam ein paar Songs zu schreiben. Signe von JOMI produzierte eine EP meiner alten Band STRUMM, usw., usf. Es ist wirklich eine gesunde, inspirierende Gemeinschaft. Und ja, ich mag Play/Rec. und LACK. Gute Menschen, exzellente Band! Im Dezember spiele ich mit meiner anderen Band BETA SATAN (http://www.betasatan.dk) bei der Play/Rec.-Weihnachtsfeier, wo alle Bands des Labels die Songs der anderen Band covern. Das wird cool!
>>Vielen dank, Deutschland. Echt toll!

Das Interview fand natürlich auf Englisch statt, aber den letzten Satz im astreinen Deutsch konnte ich euch kaum vorenthalten. Nur, falls Ihr Euch über die zwei eingerückten Pfeile wundern solltet…

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