Der Immergut-Sampler beschreibt sich am besten durch eine Textzeile von TOMTE „ Eine allumfassende Ruhe, die ich nicht kannte, zog mich in sich hinein“ – tatsächlich ist dem Immergut-Team eine eher ruhige Compilation gelungen, die man wunderbar zum Autofahren oder Abwaschen hören kann. Vielleicht liegt es auch am verflixten siebten Jahr, oder an der Fußball-WM in Kombination mit der Tatsache, dass zum Zeitpunkt des Sampler-Drucks Kracher wie die YEAH YEAH YEAHS und RADIO 4 noch nicht zugesagt hatten und folglich nicht auf der CD zu finden sind. In jedem Fall ist die „Immergut-Compilation“ nicht mehr als ein freundlicher Mix harmonischer Musik, aber auch auf keinen Fall weniger.
Zunächst gibt es da Ami-Indie-Emo wie OKKERVIL RIVER, Indie wie THE APPLESEED CAST und folkige Singer/Songwriter-Stücke (JASON COLLETT, AMY MILLAN, MIDLAKE). Und dann ist da natürlich BROKEN SOCIAL SCENE. Wer die gut 10-köpfige Band nicht schon mal live und in vollem Element ihrer pompösen Bühnenshow gesehen hat, dem gibt der Track „Hotel“ einen ganz guten Eindruck von der Vielseitigkeit der Band. „Hotel“ klingt intelligent, melodiös, und auch die Bläsereinsätze fehlen nicht.
GREGOR SAMSA, PHANTOM/GHOST und MONOLAND schlagen auch eher ruhige Töne an. Während sie live auf dem Festival den perfekten Soundtrack fürs Händchenhalten oder „bedröhnt in den Himmel gucken“ lieferten, wirken die Tracks auf der CD sehr ruhig und kommen dafür auch erst ganz am Ende. Weit lebendiger und tanzbarer sind da ART BRUT (ihr Album heißt nicht umsonst „Bang bang rock n roll“) und PALE. PALE klingen mit dem Stück „Sorry“ vom nunmehr fünften Album immer noch frisch und unverkopft und landen irgendwo zwischen Pop, Emo und guter Laune. FOTOS beeindrucken durch eingängige Gitarrenlinien, sie könnten soundmäßig auf jeden Fall auch aus England und aus der Nachbarschaft von BLOC PARTY kommen. Nach FOTOS bringt der Sampler weiter deutschsprachige Indie-Gitarrenmusik, von VIRGINIA JETZT über TOMTE bis DIE REGIERUNG. Alles nicht neu, aber nett. Dafür bin ich vom elektronischen Geflimmer und dem dichten Sound von KLEZ.E positiv überrascht und frage mich, wieso ich sie auf dem Festival verpasst habe. Zum Glück gibt es für solche Fälle den Sampler.
BLUMFELD, die mit einem Stück von ihrem „Verbotene Früchte“ Album prima zum Maiglöckchen-Cover gepasst hätten, sind genauso wie MEW nicht auf der Compilation dabei. MEW sollten laut immergutem Begleitheft eine Art düstere Indie-Rock-Oper sein und stellten sich tatsächlich als Band mit episch schöner und ausufernder Musik heraus. „Kommen die aus Skandinavien?“, das wäre eine typische MEW-Frage, und tatsächlich kommen die Vier aus Dänemark. Ich fand’s prima, passte zum Regen.