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KALIGMA – s/t

Kopfmusik ist ein Begriff, bei dem einem zunächst einmal sehr viel einfällt. Nicht selten wird dieses Wort leider negativ gebraucht, etwa, um damit durch die Blume zu sagen, dass es einer bestimmten Musik an Seele fehlt. Oder dass sie zu komplex ist, zu undurchsichtig. Es wird unterschieden zwischen Kopf- und Bauchmusik, wobei es sehr häufig gerade die ganz und gar aus dem Bauch heraus gespielten Platten sind, die dieses Etikett aufgedrückt bekommen.
Seit 2003 ist Kopfmusik auch der Name eines Oldenburger Plattenlabels, von dem mir mit KALIGMAs selbstbetiteltem Debüt nun zum ersten Mal eine Veröffentlichung in die Hände gefallen ist. Und wollte man eine Schublade finden, in die KALIGMA hineinpassen würde, fiele einem als erstes dieser große Schwamm Post-Rock ein, womit man seit einigen Jahren zu allererst wohl MOGWAI verbindet. In der Tat gibt es einige Lieder, die ein wenig an die Herren aus Glasgow erinnern, das wunderschöne „Eine kleine Langsamkeit“ zum Beispiel.
Auch gibt es bei KALIGMA in einigen Stücken verhaltenen Gesang zu hören, was manchmal sogar etwas nach Bands wie z.B. DELBO klingt. Leider ist dieser Gesang oft weder leise genug, um eine Absicht erkennen zu lassen, ihn zurückzuhalten, noch ist er laut genug, um ihm wirklich folgen oder gar einen Text verstehen zu können. Doch ist dies auch fast schon der einzige Kritikpunkt an dieser Platte, die sonst wirklich alles richtig macht.
Ihre Songs sind stimmungsvolle Momentaufnahmen, die auf der einen Seite minutiös durchdacht und arrangiert sind, auf der anderen Seite aber auch sehr spontan und vielmals wie kleine Inprovisationen wirken. Es gibt fast schon swingende Passagen, sphärische Momente, die klingen als seien sie im Schwimmbad von SIGUR ROS aufgenommen, phantastische Breaks und Wechsel sowohl von Schlagzeug und Bass als auch von der Gitarre, die hier und da auch an KARATE erinnert. Manchmal, z.B. bei „Land in Sicht“, wird auch der Verzerrer angetreten.
Ein großartiges Debüt-Album, das in einem Zeitrum von mehr als einem Jahr entstand, und das, wie es in einem Debüt sein sollte, voller Ideen und Überraschungen steckt und KALIGMA von verschiedenen Seiten zeigt. Eine tolle Band, der es hier noch etwas an eigener Identität fehlt, was mich in diesem Fall aber eher hoffnungsvoll stimmt als enttäuscht. Denn dies klingt alles sehr, sehr schön und ich bin schon jetzt gespannt, wie es weitergeht.