Ich möchte nicht lange und unnötig um den heißen Brei erzählen und gleich zum Punkt kommen: Verdammte Scheisse, ist die Scheibe gut! Es passiert nicht alle Tage, dass eine Band nach einem verdammt guten Debüt mit dem Nachfolger noch einen drauf legt. Und das schon jetzt, nachdem das erste Album gerade mal ein Jahr alt ist. Die Band strotzt nur so vor Spielfreude und Originalität, und nur wenige Bands können von sich behaupten, mal einfach so knapp ein Dutzend Hits aus dem Ärmel schütteln zu können. THE FORECAST besitzen diese Gabe!
Beim ersten Track dachte ich erst, dass aus irgendeinem kuriosen Grund die FOO FIGHTERS auf der CD gelandet sind, aber dieses „Defizit“ wird sofort wieder aus der Welt geschafft. Keineswegs ein schlechter Opener für die CD, aber im ersten Moment habe ich die großartigen Mann-Frau-Vocals vermisst, die ich auf dem Debüt nur so geliebt habe – und immer noch tue. Aber keine Sorge, THE FORECAST blieben ihrem Stil aus Mid-90ies Indie/Emo-Rock mit dem sporadischen Einsatz von Countrygitarren treu und verwöhnen uns mit den wohl eingängigsten Refrains und Songstrukturen, die seit Jahren aus meinen Boxen erklungen sind. Einfache Strukturen mit perfektem Songwriting zu vereinen, darin liegt die Stärke der Band. Jetzt mal abgesehen vom genialen Gesang! Bestes Beispiel dafür ist das großartige „And we all return to our roots“ oder das ebenso geniale „(May you one day) carry me home“. Auf einen Schlag wurden gleich zwei Hymnen erschaffen, die auf dem schnellsten Weg unter die Haut gehen und man nicht weiß, ob einem vor so viel Glück die Tränen in die Augen steigen sollen, oder ob dir einfach ein breites Grinsen durchs Gesicht wächst. Aber es bleibt bestimmt nicht bei zwei Perlen, die das Album bestimmen. Das ganze Album glänzt vor sich hin. Ob es jetzt rockige eingängige Nummern sind oder man ins Countryartige abdriftet – die Qualität bleibt erhalten. Die Liebe zum Detail wird bei den Songs groß geschrieben. Besonders erwähnenswert sind alle Songs, aber einen Platz an der Sonne hat das nachdenklich angehauchte und melancholische „You’re my needle“ auf jeden Fall noch verdient. Bei minimalistischster Instrumentenuntermalung konzentriert sich die Band auf ihre große Stärke – den Gesang.
Ach, ich könnte jetzt über nahezu jeden Songs eine kleine Anekdote verfassen, aber ich beschränke mich lieber auf die Sprache, die jeder versteht. Die besten Momente der GET UP KIDS, THE ANNIVERSARY oder auch der WEAKERTHANS werden hier auf einer Platte vereint. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich zum ersten mal für dieses Jahr die volle Punktzahl zücken soll, aber in einem Punkt bin ich mir ganz sicher. „In the shadow of two gunmen“ ist ein heißer Anwärter auf den Posten „Beste Platte des Jahres“!