Mit dem zunehmenden Bekanntheitsgrad von KATE MOSH (jetzt Nois-o-lution) und SEIDENMATT lässt sich Sinnbus inzwischen nicht mehr als absoluter Geheimtipp handeln, sondern ist mittlerweile schon zu einem renommierten, kleinen Indie-Label aufgestiegen. Dabei fiel das Label mit Sitz in Berlin nicht nur musikalisch durch feinen Postrock, eigenwillige Elektronika und vertrackten Post-Punk positiv aus dem Rahmen, sondern gefiel in gleicher Weise auch durch sein ausgefeiltes Artwork, was sich nicht nur durch das verdrehte Format der CD-Hülle widerspiegelt. Auf der „Tour de Sinnbus“ gab es am Merch-Stand unter anderem selbst genähte Portemonnaies zu kaufen, die von der Freundin des SEIDENMATT-Keyboarders entworfen und umgesetzt wurden. Und passend zum eigenen optischen Anspruch wählte man als Hamburger Location auch nicht eine der üblichen Verdächtigen, sondern mit der Prinzenbar einen stilistisch sehr chicen Club aus, was sich nur leider nachteilig auf die Zuschauerzahlen niederschlug. Die waren mit ca. 30 Gästen nämlich etwa gleich stark vertreten wie Namen auf der Gästeliste. Macht aber nichts, begeistert war man trotzdem. Und überraschend stylish waren alle Anwesenden – hätte ich jetzt gar nicht erwartet, da Sinnbus den musikalischen Trends ja nicht unbedingt hinterher rennt. Aber so kann man sich täuschen.
Als erste Band durften SEIDENMATT (SDNMT) ran, die auf ihrer neuen CD ja wesentlich songorientierter zu Werke gehen als auf ihrem Debüt, allerdings rissen sie live insbesondere aufgrund der Steigerungen innerhalb der Songs die Zuschauer in ihren Bann. Hier wurde von zart bis äußerst brachial und intensiv alles aufgetischt. Wenn ich mich recht entsinne, war der Mann am Sampler vor zwei, drei Jahren noch nicht mit dabei. Hing aber zweitens auch mit der Unterstützung an den Saiteninstrumenten seitens KATE MOSH zusammen. Beeindruckend!
Vor den Auftritten von SDNMT und KATE MOSH bediente Tonia Reeh die Plattenteller, Samples und sonstigen elektronischen Schnickschnack oberhalb der Köpfe der anwesenden Leute. Und sang gleichzeitig. MONOTEKKTONI eben. Rilana war von „How to reduce power consumption to a minimum“ ja äußerst angetan, aber mir persönlich war der Kram dann doch etwas zu nerdig. Und live schien Tonia wie ein erwachsenes Kind mit ADHS-Syndrom; ständig unter Strom und nebenbei sehr kreativ und einfallsreich. Ach ja, und Olli stellte noch den optischen Vergleich zu MARUSHA her.
Abschließend dann KATE MOSH, von denen ich den Eindruck habe, dass sie im Laufe der Zeit immer besser werden. Wie ein reifender Wein eben. Und immer die Prämisse vor Augen, das Songwriting so zu gestalten, dass man a) gut unterhalten und b) als Zuhörer auch in Anspruch genommen wird. Das Ergebnis klingt verdammt tight und auch die Screams, die man seit kurzem in ihren Songs wiederfindet, stehen der Band erstaunlich gut zu Gesicht. Da bleibt die gespannte Erwartung auf das kommende Album, das in den nächsten Monaten erscheinen dürfte.
Ein toller Abend und am Ende die Hoffnung, dass beim nächsten Mal ein paar mehr Hamburger daran teilhaben werden.
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