206 – Ein freundlicher Geist 7

Im vergangenen Jahr stimmte die alternative deutsche Musikpresse anlässlich des Albums „Republik der Heiserkeit“ so manche Lobeshymne auf die Hallenser Formation 206 an. Lange hatte man keine Band mehr wahrgenommen, die dermaßen überzeugend minimalistischen, Retro-orientierten (Post-)Punk- und Indie-Sound mit guten, eigenständigen Texten kombiniert und sich somit selbstbewusst in die Tradition von FEHLFARBEN, ABWÄRTS oder auch frühen BLUMFELD stellt.
Mit der aktuellen Vinyl-Single „Ein freundlicher Geist“ wird diese Erfolgsstory fortgesetzt, wenngleich sich die vereinnahmende Wirkung der Band auf kurzer Distanz nicht ganz so gut zu entfalten vermag wie auf Albumlänge. Dies liegt unter anderem am Titeltrack, der sehr reduziert klingt und ein wenig den Schwung vermissen lässt, den 206 auf ihrem Debüt an den Tag gelegt haben. Im Gegensatz dazu kommt das KRISTOF SCHREUF-Cover „Bourgeois with guitar“ wesentlich eingängiger rüber und gefällt mir persönlich von den insgesamt drei Tracks sogar am besten. Das abschließende Stück „Hellmund“ ist dann wiederum ein eigener Song im typischen 206-Gewand: Ein monotoner, treibender Schlagzeugbeat, trockene Stakkatoanschläge und eine düstere Grundstimmung zeichnen das Lied aus, das allerdings nach gerade einmal 100 Sekunden wieder vorbei ist.
Bleibt zu resümieren, dass sich 206 mit dieser Single zwar treu bleiben, im Gegensatz zu ihrem Album allerdings große Hits wie beispielsweise „Hallo Hölle“ oder „Kratzer to the top“ vermissen lassen. Für Fans und Sammler ist diese kleine Schallplatte natürlich trotzdem interessant.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.