CHROME HOOF – Crush depth

Wie nennt man ein umfangreiches Kollektiv aus Musikern, die sämtliche Genres überschreiten und dabei aussehen wie eine Discokugel? Richtig, CHROME HOOF aus England. Zwölf Musiker mit einer eindrucksvollen wie exzentrische Sängerin erfinden die Stilrichtung „Doom House Electro-Disco Metal“ und als ob das noch nicht reichen würde, möbeln sie diese (Achtung: Ironie!) vollkommen langweilige Musik wenigstens noch durch spektakuläre Bühnenshows und Kostüme auf. Da es recht schwierig ist, der Musikkunst dieser Band durch reine Beschreibung gerecht zu werden, empfehle ich die umfangreiche Kollektion an Musikvideos und Konzertmitschnitten zur Ansicht.
Jedenfalls erschien jetzt mit „Crush depth“ bereits ihr drittes Album. In gut 59 Minuten und 13 Songs wird der geneigte Hörer durch apokalyptische Musikalptraumlandschaften gejagt, in denen bedrohlich-futuristische Metalklänge und fiese Gesangsparts mit drolligen Synthesizerparts und Saiteninstrumenten verschmelzen (z. B. „Third sun descendent“). Oder vielleicht eher aufeinander prallen. Von Bass, Gitarre, Schlagzeug über Keyboard, Synthesizer und Percussion bis zu Geige, Saxophon, Fagott und Trompete findet sich eigentlich alles. Beeindruckend ist nicht nur der komplexe, großartige „Lärm“ der dabei entsteht, sondern auch der hysterische Gesang von Frontfrau Lola Olafisoye (z. B. „Crystalline“). Die Rhythmen wechseln alle 30 Sekunden, die Stile innerhalb eines Liedes mehrfach. Es gibt auch fast meditative Parts (z. B. „Sea hornet“) oder tanzbare Momente (z. B. „Labyrinth“). Allerdings besteht die Platte für den Hörer ohnehin weniger aus einzelnen Stücken als vielmehr aus einem umwerfenden Gesamtkunstwerk. Eigentlich ist die Platte vollkommen verstörend und vielleicht unhörbar. Uneigentlich ist sie wirklich keine leichte Kost, aber ein lohenswertes Juwel in der Experimental-Abteilung. Listen and repeat.