WE INSIST! – Oh! Things are so corruptible

WE INSIST! sind wie eine Tüte Haribo Colorado – im Grunde ist für jeden was dabei. Wer dann auch noch die zwei Hauptbestandteile (im Falle Haribo sind das Lakritz und dieses Gummizeug, bei WE INSIST! Einflüsse von den QUEENS OF THE STONE AGE und WEEN) mag, wird hier auf jeden Fall auf seine Kosten kommen. Doch auch ich, der sich für keine der beiden genannten Bands so richtig begeistern kann, finde hier eine Menge Sachen, die mir trotzdem schmecken. Und dann gibt es da ja auch noch eine Menge Versatzstücke aus dem Emo, Jazz und Post-Hardcore.
WE INSIST! kommen aus Frankreich und beginnen ihr neues Album mit „Architect“, einem mitreißenden Song, der die Bandbreite der Band bereits sehr gut umschreibt. Wer beim folgenden „Imperial catechism“ nicht sofort an die Königinnen der Steinzeit denken muss, kennt sie wahrscheinlich gar nicht. Nach einer knappen Minute nimmt der Song jedoch eine ungeahnte Wendung, und man beginnt als Taktfetischist sofort die Rhythmik zu ermitteln, um dann erstaunt festzustellen, dass es sich doch um einen Vier-Viertel-Takt handelt. Jaja, wie kunterbunt man die Noten und Pausen doch auch in einem Standardmetrum verteilen kann. Die ungerade Taktzahl findet man nämlich im QOTSA-Part.
Auch das folgende „My own delight“ weiß mich durch gitarrenbegleitete Gesangsmelodien und einen markanten Bass sehr zu begeistern. Mitunter schimmern die neueren CAVE IN durch, und bis zu „Half awake“ war ich mir bereits sicher, dass mir das Album richtig gut gefällt. Dann plötzlich driftet das Album allerdings in diese MELVINS-Nerd-Ecke ab und der Noise-Rock (mit Betonung auf „Rock“) drängt immer mehr in den Vordergrund. Mit Ausnahme von „Down to the cellar“ kann ich in der zweiten Albumhälfte leider keine guten Songs mehr finden. Aber es ist eben wie mit den Haribos: andere mögen auch die Kokos-Lakritz.