WATERTANK – Sleepwalk

Auf dem Cover von „Sleepwalk“ sieht man die sich auf einer regennassen Straße spiegelnden Schemen mehrerer Menschen, darüber einen dicht mit Sternen übersäten Nachthimmel. Erst nach ein paar Sekunden merkt man, dass das Bild auf dem Kopf steht, und entdeckt dann noch einen Gulli mitten im Bild. Das Cover passt, denn seine Themen – Distanz und Verlorenheit, Bedrückt- und Erhabenheit – finden sich alle auch in WATERTANKs Sound wieder.
Die fünf Franzosen spielen eine recht eigene Mischung aus metallischem Hardcore und Alternative Rock, die mich an Bands wie JAWBOX oder BLUETIP erinnert. Die kühle, manchmal fast befremdliche Melodik dieser Bands wird mit schweren Gitarren angereichert, wie man sie aus dem Sludge kennt, wobei diese Elemente – mit wechselnden Schwerpunkten (eher heavy: „Holy tranquilizer“ und „Fear over the city“; eher poppig: „Ants in suits“, „Pro crook“ und „Sleepwalk“) – immer gekonnt verbunden werden. Im Ergebnis hat man ein Album, das im besten Sinne zwischen allen Stühlen sitzt: weder Pop noch Rock, weder sentimental noch kalkuliert brutal.
WATERTANK spielen seit bereits zehn Jahren zusammen und das merkt man: Vom (Indie-) Rockzeitgeist dieser Dekade weitestgehend abgekoppelt, ziehen sie ihr Ding durch und haben ein bei allem Abwechslungsreichtum enorm kohärentes Album eingespielt, das zwar vielschichtig, dabei aber schnörkellos und nie selbstverliebt daherkommt. Der Albumtitel verweist gleichzeitig auf die Arbeitsweise der Band, denn obwohl WATERTANK bereits mit etlichen Größen die Bühne geteilt haben (u.a. BARONESS und KYLESA) und ganz offensichtlich wissen, was sie tun, ist „Sleepwalk“ (nach zwei EPs) erst ihr Debüt: Ambition sieht anders aus, aber sympathisch ist das natürlich.
In seinen besten Momenten ist „Sleepwalk“ anrührend und hymnisch zugleich, dann klingen WATERTANK auf eine Weise sehnsüchtig, wie man sie auch bei den FOO FIGHTERS schon manchmal gehört hat, allerdings verbinde ich die hier eingefangene Stimmung zu sehr mit bestimmten Platten, die ich viel in den späten Neunzigern gehört habe (gemeint sind die zu jener Zeit aktuellen Bands des Washingtoner Labels Dischord), um hier ob eines völlig neuen Sounds in Euphorie zu verfallen. Dennoch: Leute, die ihren (Alternative) Rock gerne etwas abgeklärter mögen und z.B. CAVE-INs „Jupiter“ für eine großartige Platte halten (und davon gibt es ja eine ganze Menge), sollten hier mal ein Ohr riskieren.