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WASTED – Outsider by choice

Würde man versuchen, das Beziehungsgeflecht finnischer Punkrock-Bands in Form eines Stammbaumes darzustellen, dann ergäbe sich letztendlich wahrscheinlich ein Kreis. Geradezu inzestuös finden sich die immer gleichen Protagonisten zu immer neuen Bands zusammen, veröffentlichen eine handvoll Platten, touren ein paar Jahre umher und lösen sich anschließend wieder auf, nur um kurz darauf in ähnlicher Besetzung und unter neuem Namen wieder von vorne anzufangen. So auch im Falle der Brüder Ville und Antti, die sich in den letzten Jahren überwiegend bei I WALK THE LINE ausgetobt haben. Doch nun ist es scheinbar wieder an der Zeit, sich ihrer ursprünglichen Band WASTED zu widmen, mit der sie bereits seit 1996 aktiv waren.
Wenn man das Stammbaum-Beispiel weiterspinnt, dann wären WASTED gewissermaßen der große, böse Halbbruder des eher melancholischen veranlagten, schüchternen I WALK THE LINE-Sprösslings. Mit „The nightmare of 1984“, „Burn it down (reclaim the crown)“ oder „Doom train“ hauen sie reihenweise eingängige Hymnen raus, die ihre Einflüsse ebenso aus dem 77er UK-Punkrock, als auch aus dem melodischen Streetpunk ziehen. Vor allem aber sind sie der beste Beweis dafür, wie einfach guter Punkrock sein kann: Die Riffs sind simpel, aber unglaublich effektiv, die zweite Gitarre verpasst den Songs großartige Melodien, und dazu werden ein paar unwiderstehliche Gesang-Hooklines eingestreut – fertig ist die Laube! Wer ein ebenso klassisches wie eingängiges Punkalbum sucht, wird bei „Outsider by choice“ garantiert fündig. Und die Stücke der „Modern world is dead“-EP gibt es als Bonus gleich mit dazu. Lang lebe Finnland und seine inzestuöse Punkrock-Szene!

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.