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V.A. – Aggropunk Vol. 4

Als ich Anfang der Neunziger Jahre anfing, mich für Punk-Musik zu interessieren, haben CD-Sampler eine sehr wichtige Rolle gespielt, gaben sie einem doch einen wichtigen Überblick darüber, was es überhaupt so an Bands gab und von welchen man nach weiterem Material in Form von Tonträgern Ausschau halten sollte. Oder anders ausgedrückt: Derartige CD-Sampler waren so etwas wie der Türöffner zu einer Welt, die einem ansonsten bisher verborgen geblieben war. In der heutigen Zeit von Streamingdiensten, Facebook, Youtube & Co. ist inzwischen zwar kaum noch jemand zwecks kennenlernen neuer Musik auf derartige Tonträger-Zusammenstellungen angewiesen, doch das Label Aggressive Punk Produktionen lässt sich dadurch keineswegs davon abhalten, mit dem vierten Teil seiner „Aggropunk“-Serie einen umfangreichen Eindruck von der Vielseitigkeit der aktuellen Deutschpunk-Szene zu vermitteln. Das Spektrum reicht dabei von von Urgesteinen wie TOXOPLASMA, HASS oder SLIME (mit einem Live-Cover des BUTTOCKS-Klassikers „BGS GSG“) über aktuell angesagte Bands (ALARMSIGNAL, DRITTE WAHL, TERRORGRUPPE, RASTA KNAST, ZSK, POPPERKLOPPER…) bis hin zu bislang eher unbekannten Formationen wie MISSSTAND oder FRUSTKILLER. Die Oi!- und Streetpunk-Szene wird von den OI!GENZ und ARRESTED DENIAL repräsentiert, für Pop-Punk sind LAK und RADIO HAVANNA zuständig, und auch der Hardcore-Punk ist in Form der PESTPOCKEN und RAWSIDE vertreten, wobei Letztere ausgerechnet einen Song auf Spanisch beisteuern. Für eher moderne Klänge sind derweil Elektro-Punkbands wie ACHT EIMER HÜHNERHERZEN, THE TOTEN CRACKHUREN IM KOFFERRAUM und IDIOTSALZ zuständig, während Acts wie KEIM-X-ZELLE und 100BLUMEN den Schulterschluss zwischen Punk und HipHop suchen. Gewiss wird nicht jede der hier vertretenen Bands jedem Deutschpunk-Hörer zusagen, doch bei insgesamt 28 (teilweise auch exklusiven neuen) Songs und einer voll ausgeschöpften Spielzeit von punkrockigen 77 Minuten sollte der eine oder andere kleinere Durchhänger zu verkraften sein.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.