CRASH CASINO – Magnetenleben

Mehr als zweieinhalb Jahre sind vergangen, seitdem CRASH CASINO ihr Debütalbum „Und wenn wir schon beim Thema sind“ veröffentlicht haben. Die lange Wartezeit auf ein neues Lebenszeichen der Jungs aus Bottrop bedeutete allerdings nicht, dass sie derweil unproduktiv waren oder gar ihre Bandaktivitäten auf Eis gelegt hätten. Im Gegenteil: In der Zwischenzeit spielten sie nicht nur zahlreiche Konzerte, sondern hatten die Songs für ein neues Album bereits so gut wie fertig in der Schublade liegen. Doch dann mehrten sich Zweifel an der Tauglichkeit des neuen Songmaterials und die Band verwarf wieder alles, um quasi wieder bei Null anzufangen.
Bedeutet die EP „Magnetenleben“ nun also einen kompletten Umbruch? Nicht wirklich. CRASH CASINO klingen im Prinzip immer noch wie früher, haben in Sachen Songwriting allerdings noch ein gutes Stück zugelegt und haben es im Endeffekt wieder geschafft, fünf sehr gute, abwechslungsreiche Lieder auf CD zu bannen. „Dr. Birkenfix“ ist beispielsweise ein cooler Opener mit dicken Emo-Riffs und lässt mich nicht zuletzt aufgrund seiner Text-Thematik spontan an ANOTHER DAY denken. Etwas weniger druckvoll, jedoch mindestens ebenso eingängig geht es in den beiden darauf folgenden Stücken „Fort/Bleiben“ und „Kassettenmädchen“ zur Sache. Gerade in letzterem werden Erinnerungen an die späten WOHLSTANDSKINDER wach – auf jeden Fall ein Lied mit ernormen Ohrwurmpotential. Mit „Radiopol“ wagen sich CRASH CASINO erstmals an einen reinen Akustiksong, der nicht wirklich schlecht ist, aber in Gesellschaft der anderen Lieder ein wenig verloren wirkt. Und zum Abschluss gibt es mit „Hamburgnotfound“ einen würdigen Rausschmeißer, mit dem die Band noch einmal ihren vollzogenen Reifeprozess (= weg von einfachen Songstrukturen) unterstreicht. Der Kraftakt, der „Magnetenleben“ vorausgegangen ist, hat sich also tatsächlich gelohnt.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.