Der Bandname URLAUB IN POLEN ist wirklich preisverdächtig. Meine Assoziationen hierzu schwanken zwischen einem Abenteuer, welches möglicherweise bereits hinter der nächsten Ecke lauert, und einer Wundertüte, von der man vorher nie weiß, was tatsächlich drinne steckt. Beides trifft ziemlich gut auf das neue und insgesamt vierte Album „Liquid“ des Duos zu.
Hatte ich vor einigen Jahren URLAUB IN POLEN im Berliner Magnet-Club als Support von GOGOGO AIRHEART – vermutlich im Anschluss des Erscheinens ihres Debüts – noch als Indierock-Band mit Syntheziser erlebt, hat sich dieses Verhältnis mittlerweile zugunsten der elektronischen Anteile verschoben.
Der Opener „Sweet candy piper“ weckt noch andere Erwartungen. SONIC YOUTH-Gitarren treffen auf dezent gesetzte elektronische Effekte; Gesang, Bass und Schlagzeug sind dabei recht druckvoll. Dieser Song hätte durchaus auch auf den älteren Scheiben von URLAUB IN POLEN erscheinen können. „Theodore Flames“ besitzt ähnliches Hit-Potential wie der Opener, die rockigen Gitarren rücken hier aber viel mehr in den Hintergrund. Was aber nun im Anschluss folgt, ist mir selbst nach häufigem Anhören nicht recht schlüssig.
„Defender of the crown“ könnte eine Neo-Pop-Hommage an THE FAINT zu sein. Überhaupt scheint ihr Einfluss beträchtlich. Der Abschlusssong „The weekender“ und der Vocoder-Gesang sprechen diesbezüglich eine deutliche Sprache. „Sequence I“ versetzt mich in Gedanken in verschwitzte Clubnächte mit pulsierenden Beats. Gekonntes Sampling bringt Jazz-Fetzen, Fanfaren und vieles mehr unter.
„Liquid“ ist ein Album mit zum Teil tollen Songs. Andererseits verschreckt mich ein wenig der Eklektizismus, mit welchem sich URLAUB IN POLEN aus vielen Genres bedient. Ergebnis ist eine unruhige, sehr uneinheitliche und zum Teil etwas überladene Scheibe, die allerdings ihre goldenen Momente besitzt. Ich kann mir vorstellen, dass sich diese Tracks live viel besser entfalten. Das könnte ich für die im April 2009 angekündigte Tour ja mal einer genaueren Prüfung unterziehen…
