Ich hatte eben meine Pizza zur Hälfte aufgegessen, als mein Telefon klingelte und ich gefragt wurde, ob Interesse bestünde in 1,5 Stunden UNDER BYEN und JOMI MASSAGE im Übel & Gefährlich zu sehen. Als musikalische Eckfeiler wurden Namen wie P.J HARVEY und KATE BUSH genannt. Mit P.J HARVEY konnte ich nicht so viel anfangen, aber die gesammelten Werke von KATE BUSH befinden sich in meinen Besitz und werden auch oft gehört. Außerdem ist es ja auch mal ganz interessant, ein Konzert zu besuchen, bei dem man die Bands vorher nicht kennt. Manchmal hat man ja auch Glück, so dass man positiv überrascht wird. Und dies sollte die positivste Überraschung des Jahres werden, jedenfalls musikalisch. Dazu aber später mehr… Ich also schnell den Rest der Pizza verdrückt und mich ausgehfein gemacht – was für ein Gehetze. Die Anstrengungen endeten auch erst, nachdem ich die letzten Treppen des Übel & Gefährlichs erklommen hatte. Yuppie, geschafft! Leider spielte zu diesem Zeitpunkt JOMI MASSAGE schon. Doch was ich von der Band noch mitbekam, war echt toll – ein Soundmix aus seichten und schnellen Parts, mal schräg dann wieder melodisch. Dazu kam dann noch eine sehr schöne Stimme und eine abenteuerliche Show. Bei einem Lied wurde das Mikrofon kurzerhand als Schreibwerkzeug umfunktioniert und die Bühne damit imaginär bemalt. Die dabei erzeugten Geräusche wurden geschickt in den Song eingebunden. Das war echt mal was anderes. Die Show endete mit einem ekstatischen Gitarrengeschrabbel. Super!
So, jetzt hatte ich auch endlich Zeit, mir ein Bierchen zu gönnen und entspannt den Umbauarbeiten zuzuschauen. Und ich traute meinen Augen kaum, als ich sah, was die Band UNDER BYEN da so alles auf die Bühne schleppte. Als erstes wurde ein zweites Schlagzeug aufgebaut, was man leider viel zu selten sieht. Dann machte sich einer dran, jede Menge Effektgeräte, eine Säge und eine Violine auf dem Boden auszubreiten. In der Zeit war der Mann am Cello damit beschäftigt, sein Instrument zu stimmen. Nach und nach fand sich dann auch der Rest der insgesamt sieben Musiker auf der Bühne ein, und das Spektakel konnte beginnen. Vorweg will ich schon mal sagen, dass das wirklich eines der beeindruckensten Konzerte der letzten Jahre für mich war. Angefangen bei der perfekt inszenierten Lichtshow bis hin zur gänsehautverursachenden Stimme von Henriette Sennenvaldt. Also wirklich was für fast alle Sinne. Musikalisch könnte man das so als experimentellen, orchestralen Klangkunst-Pop bezeichnen. Hört sich wild an – und das war es auch. Außergewöhnlich war auch die Aufstellung der Musiker: singende Säge mit Effektgeräten und Cello im Vordergrund, und die bezaubernde Henriette Sennenvaldt am Mikrofon stand weiter hinten. Aber zum Verstecken gab es absolut keinen Grund, weder von der Stimme noch von… naja, ihr wisst schon. Das ganze Konzert über kam ich mir vor, als befände ich mich in einem Film, der mich völlig in seinen Bann zieht und gleichzeitig berauscht. Und dieses berauschende Gefühl verflog auch erst einige Stunden nach dem Konzert. Das ist wirklich Kunst! Wow, was für ein unglaublich tolles Konzert. Also, wenn ihr die Chance habt, UNDER BYEN live zu sehen – nutzt sie und staunt…