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TINY GHOSTS – Another poison wine

Gut ist es geworden, das neue Album der TINY GHOSTS. Das vorweg und um jeden Irrtum zu vermeiden. „Another poison wine“ bietet allerbesten Schrammel-Indie-Rock, der hüfttief im amerikanischen Spät-80er-Indierock steht. Die Band zählt zwangsläufig alte Haudegen wie WIPERS und HÜSKER DÜ zu ihren prägenden Einflüssen. Gerne verortet man sie im Post-Punk, doch irgendwie erscheint mir diese Schublade teilweise unpassend. Mit „Question of love“ gibt es einen ganz hervorragenden Einsteiger in das Album. Geschickt verweben die vier Freiburger hier einen hochmelodischen, melancholischen Indie-Popsong voller allerschönstem Gitarrengeschrammel mit typischen Postrock-Passagen. Das macht Appetit auf mehr, doch diesen Weg verlassen TINY GHOSTS (leider) gänzlich für den Rest des Albums. Was folgt, ist nicht schlechter, es ist größtenteils anders, konventioneller. Das folgende „Godmachine“ zieht im Tempo an und bildet fast schon den emotionalen Höhepunkt. Ähnlich intensiv sind „New drummer“, das an das frühe DREAM SYNDICATE erinnert und „Human ways“ geraten, das, ebenso wie „Last teardrop“ an die frühen SIDEWINDERS erinnert. Der Rest des Albums kommt eher gesetzt und leicht folkig daher. Meines Erachtens bewegt sich die Band in diesen Songs bereits eindeutig im Americana-Bereich. Namen wie THE BRANDOS, BUFFALO TOM oder ganz, ganz frühe R.E.M. schwirren durch meine Gedanken. Egal, an wen oder was es einen erinnern mag, Musik dieser Art findet sich heutzutage vorzugsweise auf dem Blue Rose- oder Glitterhouse-Label. Für mich daher der einzige, kleine Wermutstropfen, denn so traditionell müssen TINY GHOSTS nicht sein, wenn es doch auch anders geht. Trotzdem, „Another poison wine“ ist gut geraten, verzeichnet keinen einzigen Ausfall, ist absolut stimmig produziert und lässt sich gut durchhören, und „Question of love“, „Godmachine“, „New drummer“ und „Human ways“ machen auf jeder Best-of-CD eine gute Figur. Echt!