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THE SCANTHARIES – s/t

Puh, diese Platte macht es mir nicht leicht. Das Intro des selbstbetitelten Albums von THE SCANTHARIES ist eine wunderbare Soundfläche, die mit Effekten spielt, die man eigentlich nur erreicht, wenn man einen Verstärker mit Federhall ordentlich schüttelt oder tritt. Dazu hört man einzelne Klarinettentöne und gezupfte Klaviersaiten. Ich bin gespannt! Das zweite Stück, das der eigentliche Anfang der Platte ist und ohnehin den dafür plakativen Titel „The start“ trägt, ist ein Uptempo-Stück in Surfmanier. Zwei Gitarren – eine elektrisch, die andere akustisch – zupfen sich von unten nach oben über ihre Griffbretter, um an der richtigen Stelle wieder gemeinsam das Thema zu spielen. Wer nun denkt, hier haben wir es mit einer Surfband zu tun, irrt gewaltig. THE SCANTHARIES verblüffen den Zuhörer nämlich mit jedem Song aufs Neue. Da ist zum Beispiel „The bear“. Ein Stück, das mit einer lustig piepsigen elektronischen Melodie beginnt, die auch weitestgehend den Song umfließt, wären da nicht diese plötzlichen Teile voller Weltraum-Romantik der 50er und 60er Jahre. Dann eine erneute Kehrtwende und THE SCANTHARIES suchen offensichtlich den Schatz im Silbersee. Eine Melodie erklingt, die jede Szene, in der Winnetou und Ol´ Shatterhand gemeinsam gen Horizont reiten, untermalen könnte. Irgendwie schwülstig und kitschig, aber eben mit einer ordentlichen Portion Ironie.
Das ist es wohl auch, was diese Platte durchwebt: Der Humor und die Vielseitigkeit der Band. Die Stücke sind alle instrumental, kurz (meist nur etwas über zwei Minuten) und sehr unterschiedlich. Da ist mal das stoisch Treibende des Krautrock, dann Mambo-Rhythmen, Surfgitarren, dezent eingesetzte elektronische Beats, ein spaciger Synthesizer. Eine durchaus seltsame Mischung, die aber dennoch Spaß machen kann. THE SCANTHERIES spielen mit so vielen verschiedenen Sounds, dass es manchmal etwas schwer fällt, den roten Faden zu sehen. Doch dafür schätze ich die Band. Man merkt ihnen den Spaß an. Sie kümmern sich nicht um Genregrenzen oder Eitelkeit und scheuen sich auch nicht vor Kitsch, sondern schöpfen aus einem äußerst großen Ideenreichtum.
Die Platte ist bei weitem kein Meisterwerk und ebenso kein Album, das als Gesamtwerk besticht. Vielleicht will sie das aber auch gar nicht. Vielmehr ist sie eine Sammlung von Songs, Fragmenten und Soundflächen und erinnert in Bezug darauf z.B. an Platten wie „God bless the Red Kryola and all who sail with it“.